Dienstag, 4. April 2017

Es blitzt nicht


Zwei Tage ohne Beitrag, und am Vorabend der OP sollte man von Dr Hilarius vielleicht eher so etwas erwarten wie Rising Action, Falling Spirits, wie ich gestern tatsächlich schreiben wollte, aber das beunruhigt nur. Und vor allem gibt es da einen anderen Punkt, der mich jetzt schon wesentlich länger beschäftigt und über den ich schon öfters schreiben wollte, nämlich, dass es nicht blitzt. Alternativtitel Max-Johannsen-Brücke, Auslöser heute war aber Kiel, und deswegen nicht Max-Johannsen-Brücke. Neumünsteraner ahnen vielleicht, was kommt. Ist das ein verständlicher Absatz?

Seit einiger Zeit ist die A215 vom Anfang Höhe Westring bis zum Rastplatz Rumohr immer wieder gespickt mit Baustellen. Seien es nun Kombiprojekte wie die Auf- und Abfahrt von der B76 oder das gesamte Autobahndreieck Kiel-West, es wird gebaut. Seither schießen Geschwindigkeitsbegrenzungen wie Pilze aus dem Boden, da hundert, hier achtzig, wer links bleibt siebzig, wer rechts abbiegt sechzig. Und by the way: Durchgezogene Streifen heißen, dass man die Fahrbahn dort nicht wechseln darf. Ja, das wissen viele. Meinen manche. Der Alltag belehrt mich eines Besseren.

Geschwindigkeitsbegrenzungen in Baustellen haben einen Grund. Wenn man mit erhöhter Geschwindigkeit die Baustelle durchfährt, gefährdet man z.B. die Menschen, die dort arbeiten. Aber wir haben es ja alle ach so eilig also überholen wir diejenigen Autofahrer, die sich an das Tempolimit halten. Was mir noch nicht so ganz einleuchtet: In den letzten Wochen habe ich unzählige Temposünder erlebt. Kiel könnte sich dumm und dämlich daran verdienen, wenn man mitten in die Baustelle einfach mal einen Blitzkasten setzt. Warum tut man das nicht? Ich meine mich zu erinnern, dass mobile Geschwindigkeitskontrollen immer "bemannt" sein müssen, die Polizei also vor Ort sein muss, und vielleicht fehlt es einfach am Personal. Das Gehalt hätten sie schließlich in kürzester Zeit wieder reinbekommen. Aber es blitzt nicht.

Und was hat das nun alles mit der Max-Johannsen-Brücke in Neumünster zu tun? Nun, aus irgendeinem Grund ist die Straße dort vierspurig, die Brücke ist recht lang, die Strecke gut überschaubar, nichtsdestotrotz befinden wir uns innerorts und es gilt fünfzig. Aber allein die Tatsache, dass es zwei Fahrstreifen in jede Richtung gibt, verlockt unzählige Autofahrer zum Überholen. Für viele scheint sechzig eine Art Mindestgeschwindigkeit auf dieser Brücke zu sein.

Ich rege mich über zu-schnell-Fahrer proportional zum Grad der Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer auf. Ich fahre selbst gern schnell, wenn es geht. Seit ein paar Jahren halte ich mich allerdings immer an das Tempolimit - und bekomme nicht selten das Gefühl, dass ich etwas falsch mache, wenn mich auf einmal ein Auto nach dem anderen überholt.

So, genug zum Autofahren, nun doch noch ein kleiner Nachschlag in Sachen OP. Der Tranquillizer liegt bereit, kommt aber erst später zum Einsatz. Ich könnte den Abend jetzt in Panikstarre verbringen und mich fühlen, als stünde der Weltuntergang bevor. Hochbegabte tendieren zu Extremen, und das gilt auch für ihre Emotionalität. Aber nein, diesmal möchte ich es anders machen. Und so werde ich gleich etwas Leckeres essen und dann noch ein bisschen auf Gespensterjagd gehen, Videospiele zur Zerstreuung. Und morgen vor der OP noch die fehlenden zwei Sonnenschutzfolien anbringen. Einfach tun, als wäre nichts. Manchmal schaffe ich das.

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