Samstag, 1. April 2017

Game over, Dr Hilarius!

Dass die Wohnung ein einziges Chaos ist, möge mal geflissentlich ignoriert werden... ^^

Ja, endlich kann ich mir das traurige Urteil auch ohne klassischen Spiegel selbst anschauen. Erst wollte ich den Artikel Home Improvement nennen, denn so nenne ich es eigentlich immer, wenn ich meine Wohnung ein bisschen voran bringe, sei es nun mit neuen Möbeln, Design oder Reparaturen. Dieses Jahr wird es endlich einmal Zeit für etwas Schutz gegen die Sonne.

Ich habe eine Dachgeschosswohnung mit Dachschrägen und vier (vertikalen) Fenstern Richtung Süden/Südwesten - im Prinzip den ganzen Weg der Sonne entlang, denn ich habe eine Eckwohnung und ich werde morgens bereits von der Sonne im Osten begrüßt. Das ist toll, denn so habe ich eine sehr helle Wohnung und bekomme sehr viel Licht im Sommer - für mein Serotonin die reinste Wohltat. Für meine Körpertemperatur eine echte Herausforderung, denn im Winter wird es kalt, sehr kalt, und im Sommer unglaublich warm. Ich bin ein Charakter der Extreme, also störe ich mich nicht an diesen Temperaturextremen, sondern lerne, damit zu leben. Und dazu gehört auch, dass ich versuche, die Wärme im Sommer zumindest ein kleines bisschen auszuschließen.

Das geht hervorragend, indem ich die Fenster von außen mit Spiegelfolie abdecke. Das geht richtig billig mit der Thermodecke, die jedermann im Auto mit sich herumfährt, für zwei Euro im Baumarkt, reicht bei mir für alle vier Fenster. Also im letzten Jahr fleißig ausgeschnitten und mit der Silberseite nach außen über alle Fenster geklebt.

Wie geil! Der Effekt ist wirklich deutlich spürbar! Es ist viel angenehmer in der Wohnung, weil der Großteil der Sonnenstrahlung gar nicht erst in die Wohnung gelangt, sondern reflektiert wird. Gleichzeitig ist die Thermodecke so dünn, dass ich ohne Probleme nach draußen schauen kann. Das war ein paradiesisches Erlebnis. Für etwa vier Wochen.

Dann wurde es zwischendurch auch mal Zeit für Regen, Gewitter und vor allem für Wind. Die Folie knistert mächtig an den Fenstern, wenn der Wind drüber fegt. Gut, stört mich nicht so, damit bin ich gut klargekommen. Die Folie hingegen leider nicht, denn sie ist überhaupt nicht reißfest. Und so hingen die ersten Fetzen nach zwei Monaten herunter und nach drei Monaten sah das Ganze extrem zerkrümpelt aus. Und es gab da auch noch ein anderes, vielleicht nicht ganz so kleines Problem:

Diese Thermodecke reflektiert nicht nur, sie spiegelt. Und da sie zusammengefaltet ist, also geknittert, stellt sie unzählige kleine Spiegelflächen dar, wenn schon ein leichter Wind drüberstreicht. Die Sonne, die am späten Nachmittag und Abend darauf scheint, wird also wie von einer Diskokugel irgendwohin reflektiert, ziemlich wild und unkontrollierbar. Eigentlich nicht weiter schlimm, aber Dr Hilarius mag ja Physik, Lichtbrechung, Reflektion und Berechnungen und all so einen Scheiß und hat da eine böse Ahnung. Also geht er eines Spätnachmittags einmal runter, bei bestem Wetter, und spaziert die Hamburger Chaussee, eine stark befahrene Straße, rauf und runter und erlebt es am eigenen Körper: Die Sonnenstrahlen werden quer über die gesamte Kreuzung unten reflektiert, mitunter direkt auf die Windschutzscheiben der unten an der Ampel wartenden Autos.

Spaß beiseite: Das stellt ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar, und es ist wohl eher Zufall, dass bisher noch nichts passiert ist (zumindest habe ich nichts mitbekommen und auch das Ordnungsamt hat sich noch nicht gemeldet).

So günstig also der Sonnenschutz per Thermodecke für zwei Euro sein mag: Das geht so nicht weiter. Also musste ich in diesem Jahr in professionelle Sonnenschutzfolien investieren. Die sind je nach Intensität, Reflektionsfaktor blablabla unterschiedlich teuer, für meine vier Fenster zugeschnitten mit Montagematerial bin ich nun halt nicht bei zwei, sondern einhundertzweiundzwanzig Euro gelandet - dafür aber mit sehr gutem Gewissen, und vielleicht halten sie ja länger als zwei Monate (sollen sie jedenfalls). Und heute ging die Montage los.

Ein ziemlicher Saukram; diese Folien werden direkt auf die Fensterscheibe geklebt - besser von außen, um das Glas nicht mehr mit erhitzen zu lassen. Bei Dreifachverglasung dringend empfohlen. Mit Hilfe einer Montageflüssigkeit schmiegt sich die Folie ganz von allein an die Scheibe an und kann noch passgenau verschoben werden. Danach muss die gesamte Flüssigkeit darunter hervorgerakelt werden; das geht recht einfach, ist aber eine Sauerei, weil natürlich alles vom Fenster heruntertropft. Aber dagegen hat man ja mit Handtüchern vorgesorgt. ...nicht wahr? Danach wird alles gründlich abgetrocknet. Und nun wirkt es ansatzweise professionell: Die Folie klebt komplett auf der Scheibe. Kein Glitzern durch Knisternflächen, kein wildes Spiegeln. Und von innen kann ich hervorragend durchschauen.

Einmal geschafft, noch three to go, weil meine Küchenrolle alle ist. Nachschub besorgen, und dann wird weitergebastelt. Das Ergebnis fühlt sich gut an! Ich bin immer ein bisschen stolz, wenn ich etwas in der Wohnung allein hinbekomme. Das verstärkt dann das Gefühl, dass es meine Wohnung ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen