Mittwoch, 26. April 2017

Arbeitslos - again?

Fühlt sich an, als müsste ich zu Kreuze kriechen...

Es nervt einfach ungemein. Es belastet mich psychisch. Ich finde es albern. Und ich habe nach all diesen dämlichen befristeten Arbeitsverträgen auch einfach keine Lust mehr darauf: Der Frage hinterherzulaufen, ob ich im Sommer an der Schule bleiben kann oder nicht.

Der Anlass: Heutiges Gespräch im Stützpunkt, Kollegin A ist, genau wie ich, befristet zur Vertretung eingestellt, weiß aber, dass sie definitiv bleiben kann. Kollegin B (Frau Reichelt, die darf mich alles fragen) fragt mich daraufhin, wie es bei mir aussieht. Ich hasse diese Nachfragen. Weil ich jedes Mal wieder, jetzt also im neunten Durchgang, erklären muss, dass ich nichts habe, dass ich nichts weiß, und dass ich keine Lust habe, mir aktiv Absagen abzuholen (Leif-Eriksson in Mettenhof hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, mir abzusagen, die haben mich einfach vergessen, und bei Theodor-Storm in Husum war es ein stillschweigendes beiderseitiges Übereinkommen, die Zusammenarbeit nicht zu verlängern - das hätte für eine beteiligte Person sonst sehr unangenehm werden können). Diese Situationen sind wie Nadelstiche, eher noch in's Herz als in's Gehirn.

Das kann ich wirklich nicht gut ab.

Ist klar, dass es mir unangenehm ist, in diesem Raum zu sitzen, während die Kollegen fröhlich die Unterrichtsverteilung vornehmen ("Welche Klassen hättest du denn gern?" und ich denke mir "Einfach nur irgendeine..." [Wobei das negative Konsequenzen haben kann und wird]) und ich mir denke, dass ich eigentlich gar nicht mehr so viel Zeit in meine Lerngruppen investieren will, wenn ich sie ab Sommer eh' nicht mehr unterrichte. Das ist wirklich unangenehm. Ich rede dann auch nicht. Wenn ich nicht rede, ist meistens etwas nicht okay mit mir. Und Ansprechen ist dann ein scharfes zweischneidiges Ding.

Kollege C hat mir daraufhin aber trotzdem geantwortet, und mich gefragt, warum ich nicht runter gehe in die Verwaltung, und den dafür verantwortlichen Kollegen mal Feuer unter'm Arsch mache. Und er hat ja Recht, haben sie ja alle! Aber, und ich wiederhole es...

Es nervt einfach ungemein. Es belastet mich psychisch. Ich finde es albern. Und ich habe nach all diesen dämlichen befristeten Arbeitsverträgen auch einfach keine Lust mehr darauf: Der Frage hinterherzulaufen, ob ich im Sommer an der Schule bleiben kann oder nicht.

Mein Kopf möchte über Anderes nachdenken. Ich habe bisher noch nie früher als zwei Wochen vor Schuljahres-/Halbjahresende eine Antwort darauf bekommen, weil ich eine Vertretungskraft bin, deren persönliches Leben in diesem System eben keine Rolle spielt, sondern nur die 95%ige Unterrichtsversorgung.

Mir ist das zu blöd.

Und genau deswegen stehe ich mir selbst im Weg (und ich weiß, dass mein Ansprechpartner in der Verwaltung dieser Tage persönlich belastet ist, und genau deswegen mache ich es mir selbst kompliziert, und genau deswegen wünschte ich, dass es solche scheiß Formalien gar nicht erst gäbe.

...

Und weil ich lerne, immer auch das Gute zu sehen, ist mir vorhin nochmal bewusst geworden, dass Kollege C mich ja nicht mit dem Kommentar triezen wollte. Sondern, wenn ich seine aussagekräftigen Blicke richtig verstanden habe, würde er es auch ganz gut finden, wenn ich bleiben könnte. Und ich glaube, das war nicht immer so. Wenn ich die Situation richtig gelesen habe, daann ist er mir in meinen ersten Wochen NMS mit dem üblichen Misstrauen entgegengetreten, hat auch mal 'nen Spruch reingedrückt - sich dafür später entschuldigt, aber das klang eher gedrängt, als hätte ihm jemand gesagt "So kannst du doch nicht mit ihm reden" (ich weiß, dass Frau Reichelt das mal kommentiert hat. Sie ist toll).

Doch das hat sich komplett gewandelt. Kollege C und ich haben mdl.Prüfungen zusammen erledigt, Kollege C und ich korrigieren zusammen im Abitur, und ich spüre mittlerweile richtig, dass da eine Art Vertrauensbasis ist. Und das mitzubekommen, das ist ein tolles Gefühl. Und auf dem Flur hat Kollege C mich danach heute nochmal angesprochen - so ungefähr "Ich weiß, dass das nervig ist, und ärgerlich, und vor allem unangenehm, und man will sich nicht zur Last machen, und das eigene Talent nicht an die große Glocke hängen - aber es muss sein. Und vielleicht wird es dieses eine Mal das letzte Mal in deiner Karriere sein."

Freitag bin ich wieder in der Schule, und Freitag gehe ich nicht ohne eine Antwort nach Hause.

post scriptum: Erinnert Ihr Euch an den Eintrag zum Wahlzettel in "Einfacher Sprache"? Jener Beitrag ist ja bei Facebook eher kontrovers diskutiert worden - also das Konzept der einfachen Sprache an sich. Und heute kam das Thema zufällig wieder auf, passenderweise im Stützpunkt Sprachen. Und es wurde unter den Kollegen genauso kontrovers behandelt, es gibt Kollegen, die das gut finden, manche sehen darin eine "Verdummung unserer Sprache", wieder andere wünschten sich einen Kompromiss - entweder ein beidseitig bedruckter Wahlzettel, einmal in normalem und einmal in einfachem Deutsch, oder - und das hätte ich sehr sinnvoll gefunden, einen Kommentar im Briefkopf: "Dieser Wahlschein wurde in Einfacher Sprache abgefasst, um..."

Denn ich finde es ganz gefährlich, solche Maßnahmen als Beweis für die Verdummung unserer Sprache herzunehmen. Ich finde, das ist nicht weit genug gedacht. Hier lohnt sich wirklich eine angeregte, sachliche Diskussion! Ich habe heute daraus gute Impulse mitgenommen.

iterum paulo post: Habe heute eine andere "HB-Verdächtige" gefragt, ob sie Neurodermitis hat - Bingo!

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