Donnerstag, 28. September 2023

Tag 59 - Fett, aber bauchfrei


Der Titel hat mal wieder über drei Ecken mit dem Inhalt des Beitrags zu tun. Er war ein Gedanke, den ich heute im Bus hatte, auf dem Heimweg vom Hauptbahnhof nach Hause, in aller Eile, um in der Frist zu bleiben. Warum ich den Gedanken hatte, kann man sich vielleicht denken, und manchmal fehlt mir das Taktgefühl, solche Gedanken für mich zu behalten (heute nicht). Mit dem Taktgefühl habe ich es nicht so. Haben Autisten generell nicht so, schaut Euch einfach an, was Elon Musk so hier und da raushaut.

Ich hätte an das Landesamt für soziale Dienste als Widerspruchsbegründung wahrscheinlich so etwas geschrieben:

"Das stand doch alles schon in dem ärztlichen Befundbericht, wie oft und genau wollen sie es denn noch formuliert haben, wie behindert ich bin? Sie wissen, welche Probleme ich momentan mit der Alltagsbewältigung habe, und wenn sie es nicht wissen, zum Beispiel, weil sie den ärztlichen Befundbericht bei'm Erstantrag gar nicht gelesen haben, dann wissen Sie aber, dass mein Psychiater Ihnen jederzeit für Nachfragen zur Verfügung steht, also machen sie das gefälligst!"

Das Tolle: Genau das hat mein Arzt geschrieben. Er hat es nur noch einmal neu formuliert, mit zwei, drei Sätzen mehr, und vor allem: Mit Taktgefühl. Und schließt mit

"Sollten noch fortgesetzt nähere Rückfragen (...) bestehen, stehe ich Ihnen auch weiter gern zur Verfügung."

Das Kursive fand ich grandios. Ich finde es immer faszinierend, wie andere Menschen dieses Feingefühl hinbekommen und trotzdem sagen, dass der Andere quasi ein Vollidiot ist. Dieses Schreiben ist nett und höflich und sachlich formuliert, und direkt per Fax dem Amt zugegangen. Ich vertraue Behörden aber nicht mehr und bin deswegen von NMS nach KI gesprinted, hatte mein Anschreiben und den vorbereiteten Briefumschlag schon in der Tasche, im überfüllten Zug dann eingetütet. Zum Glück musste in Neumünster eine unter Einfluss stehende Frau aus dem Zug befördert werden, das hat dafür gesorgt, dass der Zug einen Moment warten musste, und so bin ich vom Bus in den Zug in den Bus gerannt, um das Einschreiben fristgerecht loszuwerden. Und im Zug habe ich ein Puschel gesehen! Aber der Zug war voll und ich war in Hektik, weil das heute alles auf Kante genäht war - Gespräch wäre Overload gewesen, und sowas versuche ich momentan zu vermeiden, auch wenn ich dafür Tabletten im Portemonnaie habe.

So, dann wollen wir mal schauen, was das Amt als Nächstes macht. Und für Euch gibt es morgen einen Gastbeitrag, witzig, aber leider mit einem wahren Kern. Lohnt sich zu lesen, vielleicht erkennt sich jemand darin wieder.

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