Freitag, 23. Juni 2023

Unterrichtsversuch - fehlgeschlagen, zumindest teilweise


Was bin ich froh, wenn mir SchülerInnen ehrliches Feedback geben und nicht einfach nur Nettigkeiten schreiben, weil sie es sich nicht mit mir verderben wollen. Die Hutmethode funktioniert wunderbar. So kann ich neue Sachen im Unterricht ausprobieren und erleben, ob meine Befürchtungen möglicher Hindernisse sich bewahrheiten oder Probleme aufgekommen sind, an die ich nie gedacht hätte. 

In diesem Halbjahr habe ich versucht, eine Lektüre durch eine Miniserie zu ersetzen. Das Thema war gothic fiction, und als Lektüre hätten wir Shirley Jacksons The Haunting of Hill House (1959) gelesen. Da es aber eine brillante moderne Verfilmung als zehnteilige Miniserie gibt, habe ich gedacht, ich versuche das mal. Wir schauen das im Unterricht; zehn Wochen lang in der Doppelstunde mit Aufarbeitung danach, und in der Einzelstunde erarbeiten wir die nötigen Skills für das Abitur, ergo das Verfassen diverser Aufsatztypen. 

Da ist viel Gutes bei herumgekommen, manche SchülerInnen fanden es hilfreich, zusätzlich zum Text ein Bild vor Augen zu haben. Das kann aber auch zuviel des Guten sein, wenn zum Beispiel jemand lieber nicht hinsieht (gothic fiction ist eben eng mit horror verknüpft) und dadurch wichtige Details verpasst. Auch hat nicht jeder einen Netflix-Zugang, um die Episoden oder Teile davon nochmal zu schauen, wohingegen man in einem Buch einfach gewünschte Partien mehrmals lesen kann. Dazu kommt die Überforderung: Man schaut etwas Neues, Spannendes, in einer Fremdsprache. Man ist so gebannt auf den Bildschirm, dass man darüber hinaus seine Notizen vollkommen vergisst. 

Ich hätte nach jeder Episode die SchülerInnen eine kleine summary schreiben lassen sollen. So hätten sie den Plot jederzeit zur Hand gehabt und dazu mehr Schreibübungen. Mir fällt sowas immer erst im Nachgang auf, und das mag jetzt wie eine Ausrede klingen, aber es liegt zum Teil am Autismus. Genauer der Theory of Mind. Ich kann mir vollkommen neue Dinge nicht so einfach vorstellen; auch im Referendariat war es für mich immer schwierig, mögliche Probleme bei den SchülerInnen bei der Stundenplanung zu antizipieren. 

Ich werde lieber dreimal überlegen, ob ich so etwas noch einmal mache. Ändert aber nichts daran, dass ich nach wie vor gern mit Film im Unterricht arbeite, und unterstreicht meine Vermutung, dass Anthologieserien wesentlich besser geeignet sind für den Unterricht

Und in der Klausur waren auch vierzehn Punkte dabei, also will ich nicht meckern.

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