So langsam kehrt die Ruhe wieder ein.
Ich kann meine Uhr danach stellen - vier Tage dauert es, bis ich nach einem Zusammenbruch wieder auf die Beine komme. Vier Tage hat es damals bei'm dämlichen Gutachten meiner Schulleitung im Referendariat gedauert, vier Tage, als ich meinen Kurs im Schuljahr an ein neues Kollegiumsmitglied abgeben musste, vier Tage nach der Botschaft, dass ich die Schule verlassen muss. An fast jeder Schule.
Es ist angenehm, wenn die Gedanken keine Extremsprünge mehr machen und die Ideen, was man tun könnte, sich wieder auf ein normales Niveau begeben. Wenn man sich wieder auf Unterrichtsvorbereitungen konzentrieren kann und das Telefon wieder eingestöpselt werden darf. Wenn ich wieder daran denke, mir die Zähne zu putzen.
Es beginnt dann die Zeit der Resilienz. Aktiv werden, Dinge tun, die längst hätten getan werden müssen, mit einem klaren Blick an die Arbeit gehen und sich selbst nicht mehr unerträglich zu fühlen. Konkret fange ich nun endlich an, die Klausur des elften Jahrgangs zu korrigieren und wichtige Unterlagen an die Psychiatrie und das Landesamt für soziale Dienste und meinen Vermieter zu schicken.
Ich freue mich darauf, meine SchülerInnen morgen wiederzusehen, bin mir aber unsicher, wie ich ihnen gegenübertreten werde. So zu tun als wäre nichts, das kann ich nicht. Vielleicht mache ich es so wie an den letzten Schulen und gehe einmal in den Stuhlkreis, um über die Möglichkeit von Niederlagen im Leben zu reden. Das war bisher gar nicht so unsinnig, weil viele Jugendliche sich immer noch für unbesiegbar halten und davon ausgehen, dass da draußen das Schlaraffenland ist und ihnen alles direkt zugeflogen kommt. Und es ist schön, dabei die Bestätigung zu bekommen, dass es zumindest nicht an meinem Unterricht oder meiner Lehrerpersönlichkeit liegt.
Jetzt wird erstmal die Spülmaschine ausgeräumt. Stumpfe Arbeiten helfen ganz wunderbar in solchen Phasen - und dann das Nachdenken über berufliche Möglichkeiten.
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