Montag, 26. Juni 2023

Die Diktierfunktion

Erstaunlich sexistischer Aufkleber.

"Moin moin,

bei wem bin euch hat Lara S. Englisch. 

Grüße von ..."

Es muss einfach alles immer schneller gehen, und die Menschen werden schreibfaul (Gehst du Rewe?). Tippen kostet Zeit, und eigentlich will man sich gar nicht darauf konzentrieren müssen. Also benutzt man die Diktierfunktion, die wie Pilze überall aus dem Boden schießt. Bei den Suchmaschinen, Fernbedienungen, Spielekonsolen, you name it.

Eigentlich eine geile Sache, aber ich traue dem Braten nicht. Es ist schon so oft vorgekommen, dass meine Amazon prime-Fernbedienung irgendwelchen Käse vorgeschlagen hat, nach dem Muster: "Der Exorzist." - "Ja, hier habe ich Countrymusik, die auf Amazon prime verfügbar ist." Und jetzt sagt mir bloß nicht, Euch sei sowas noch nie passiert. 

Deswegen benutze ich diese Diktierfunktion gar nicht mehr. Es ist ja nicht nur, dass die blöde Kuh mir dann die Countrymusik anzeigt, sondern sie wird auch direkt abgespielt, und wenn ich auf "zurück" drücke, läuft der Scheiß einfach weiter im Hintergrund. Ich kann mich auf diese Funktion nicht verlassen, und hier kommt wieder der Aspi: Ich habe Angst, dass sie mich missversteht, das ist ein Ungewissheitsfaktor, also bleibe ich bei'm guten alten Tippen.

Ein Gutes hat die Funktion allerdings - sie kann in unerwarteten Momenten willkommenen comic relief bescheren, wie zum Beispiel bei einer Mail aus dem Kollegium. Ich bin vor Lachen (die große Buba sagt Kachen) fast gestorben, nicht zuletzt, weil mir nicht in den Kopf gehen will, wie man statt "von" "bin" verstehen kann. 

Ich geh' Film.

post scriptum: Ich meine mich an gewisse Studien zu erinnern, die einen positiven Effekt von Schreiben auf die Entwicklung des Gehirns postulierten. In einer Zeit, in der Tafelbilder nicht mehr abgeschrieben, sondern abfotografiert werden, frage ich mich, was das irgendwann mit unserer Sprache macht...

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