Dienstag, 9. August 2022

Ein Lois Duncan-Sommer


Die Sommerferien sind für mich immer eine etwas wacklige Angelegenheit. Auf der einen Seite ist es schön, nicht mehr zwischen den Modi Arbeit und freie Zeit wechseln zu müssen - auf der anderen Seite habe ich nichts mehr, was einen regelmäßigen Tagesrhythmus aufrecht erhält. Das kann dazu führen, dass ich ab der vierten, fünften freien Woche den Überblick verliere. Deswegen ist es am Ende langer Ferien immer ganz schön, wieder in den Arbeitstrott zurückzukommen (man kann sich ungefähr vorstellen, wie das erst in den großen Semesterferien war).

Zum Glück habe ich hier Beschäftigung, der neue Logik-Trainer ist vor ein paar Tagen reingeflattert und ich bearbeite gerade das Rätsel um den Fernsprechtischapparat 611. Außerdem gibt es Videospiele und Filme und die große Buba (momentan aber zur Sicherheit auf Abstand, nein, jetzt nicht mehr). Und in diesem speziellen Sommer ging es für mich mal wieder zurück in die Welt der Bücher.

Wenn ich mich recht entsinne, habe ich zum ersten Mal Lois Duncan mit Schülern in Husum gemacht, I Know What You Did Last Summer. Das hat ganz gut funktioniert - aber interessanterweise hatte ich jahrelang nur insgesamt zwei Duncan-Bücher gelesen. Irgendwann habe ich meinen Horizont dann um drei weitere Bücher erweitert, darunter das grandiose Down A Dark Hall, das ich letztes Jahr mit einer neunten Klasse behandelt habe, aber dann war wieder Schluss. Das dürfte daran gelegen haben, dass es nicht so leicht ist, an Duncans Romane zu kommen, zumindest wenn man eine bestimmte Ausgabe haben möchte.

Und das kann tatsächlich wichtig sein: Vor etwas über zehn Jahren hat der Verlag Little&Brown neun von Duncans Romanen in einer überarbeiteten Ausgabe herausgebracht. Die Geschichten sind ganz leicht modernisiert worden - die Romane wurden in den Siebzigern und Achtzigern geschrieben, und deswegen hat man nun auch Internet und Handys hinzugefügt, damit Jugendliche sich besser mit der Handlung identifizieren können.

Das ist schließlich sehr wichtig, denn Duncan hat viel Young Adult Fiction (YA) geschrieben. Bücher, die sich an eine ganze bestimmte Altersgruppe richten, und bei jedem Buch frage ich mich direkt, ob man das nicht im Unterricht behandeln könnte. Sie sind echt gut. 

In diesen Sommerferien habe ich mir dann vorgenommen, nach weiteren Romanen der überarbeiteten Reihe zu suchen, und bin in Großbritannien und den USA fündig geworden: Locked In Time, The Third Eye, Gallows Hill, Daughters of Eve - und ich habe sie gefressen. Duncan hat mich derartig infiziert, dass mir nun eigentlich nur noch A Gift Of Magic und Ransom fehlen. 

Und die Begeisterung ist ansteckend: Die große Buba frisst gerade ebenfalls alle Bücher auf, die ich ihr ausgeliehen habe. Kein Wunder: Wir sind beide EnglischlehrerInnen, wir lieben es mit Jugendlichen zu arbeiten, wir mögen Lois Duncans Talent, die Naivität Jugendlicher einzufangen und authentisch-realistisch rüberzubringen, selbst wenn in einigen Romanen übernatürliche Elemente vorkommen. 

Ich möchte diese Bücher wärmstens empfehlen und gebe nur kurz eine Stichwortliste zu ein paar der bisher gelesenen Romanen, um vielleicht Interesse zu wecken:

I Know What You Did Last Summer - suspense, betrayal, friendship, responsibility, trust, after school

Down A Dark Hall - gothic fiction, haunted house, boarding school, dark past, insanity, art, supernatural

Killing Mr Griffin - school, naivete, trust, teachers, students, school life, responsibility, revenge, suspense

Locked In Time - southern gothic, magic, plantation, family, greed, envy, love

Gallows Hill - witch trials, Salem, superstition, conservatism, school life, America

Daughters Of Eve - feminism, anti-feminism, school life, gender roles, family, friendship, trust, suspense

Über Daughters Of Eve werde ich beizeiten einen Blogartikel schreiben, weil dieses Buch mich besonders mitgenommen hat. Um die große Buba zu zitieren: "Seite 45 - ich koche! Seite 126 - ich bin eine Sauna!!!" Ich denke mal, dass ich das mit meinem zwölften Jahrgang lesen werde.

Lois Duncan - ganz großartig! Auch wenn sie nach Neunzehnhundertneunundachtzig keine suspense novels mehr geschrieben hat - das Jahr, in dem ihre Tochter erschossen wurde. 

Wie eine Szene aus ihren Romanen...

post scriptum: Ein paar der Bücher gibt es auch als "Easy Readers"-Variante für leistungsschwächere Lerngruppen; deutlich gekürzt, leichtere Sprache, Bilder und Vokabelhilfen.

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