Donnerstag, 29. Oktober 2020

DrH und die Treppe

Es ist mal wieder Zeit für Analgetika

Das scheint eine unendliche Geschichte zu werden. Erstmal Hintergrundinfo: Sehr viele Aspis haben ein Problem mit ihrer Feinmotorik. In Schulzeiten war ich völlig unfähig, etwas Kreisrundes auszuschneiden - ich konnte nur gerade Linien schneiden, und somit hatten meine Kreise doch sehr viele Ecken. Auch heute noch bin ich mit dem Kopf bei manchen Aktionen so weit woanders, dass ich mir regelmäßig Füße, Schienbeine, Arme, Finger and whatnot stoße bei Aktionen in der Wohnung - ich nehme eine Kurve zu großzügig, ich beachte eine offene Schublade nicht, das alles ist mittlerweile so selbstverständlich für mich geworden, dass ich mich hin und wieder frage, woher denn der blaue Fleck am Schienbein kommt, oder der Schnitt am Finger.

Heute bin ich zum dritten Mal in knapp sieben Jahren dieser Wohnung die Treppe hinuntergefallen. Ich weiß noch, bei'm ersten Mal lag es daran, dass ich einen sehr großen Karton in den Keller bringen wollte und eine Treppenstufe übersprungen habe - Knöchel verstaucht, rechts. Bei'm zweiten Mal hatte ich einen zu kleinen Schritt gemacht und war an einer Stufe hängengeblieben - Knöchel verstaucht, rechts. Heute bin ich zu spät aus der Wohnung gekommen, und da ich derzeit mit Bussen fahre (was eigentlich super klappt), bin ich einige Stufen im Treppenhaus heruntergesprungen, andere hinabgerast, und bin mit dem Fuß an einer Stufenkante abgerutscht. Natürlich wieder der rechte Knöchel, keine Ahnung, ob "nur" überdehnt oder verstaucht, jedenfalls liegt er jetzt hoch mit einem Kompressionsverband (praktisch, den hatte ich noch vom letzten Mal hier).

Da zeichnet sich ein Muster ab. Leider kein sehr Angenehmes, denn dieses Fußumknicken mit anschließendem Treppensturz tut wirklich höllisch weh! Seit einer Stunde hängt in meiner Wohnung ein riesiger Zettel, auf dem mit Edding steht NIMM' EINEN BUS FRÜHER!!!

Irgendwie ist es seltsam, die ganzen Zettel hier in der Wohnung zu sehen. Man könnte meinen, ich sei behindert: "Denk an Essen und Trinken!" - "Nimm einen Bus früher!" - "Calm down!" - "Geistige Quarantäne" - aber seitdem ich allein wohne und mein Leben (durch die vielen Schulwechsel) unter Stress geraten ist, muss ich mich an die Basics erinnern. Früher war das nicht nötig. Ja, da habe ich auch ab und an das Essen vergessen, aber ich hatte immer einen Plan im Kopf, wie der Tag und die Woche in etwa laufen sollten, und ich bin mit ungeplanten Veränderungen wesentlich besser klargekommen. 

Was mich daran gerade am meisten ärgert, ist der Unterrichtsausfall. Merkel betont zwar, dass Schulen geöffnet bleiben sollen, aber bei über sechzehntausend Ansteckungen an einem Tag bin ich mir nicht so sicher, ob da nicht auch wieder der Bildungs-Lockdown kommt. Deswegen habe ich heute für meine Schüler wieder Lernvideos aufgenommen - sie sollen zur nächsten Woche die ersten vierzig unregelmäßigen Verben können, also habe ich ein Video erstellt, in dem ich mit ihnen die Aussprache der Formen übe. So kann ich ihnen zumindest diese Hausaufgabe über das Wochenende aufgeben und wir verlieren nicht zu viel Zeit. Mit diesen Lernvideos habe ich im Lockdown ganz gute Erfahrungen gemacht; natürlich nutzt nicht jeder Schüler diese Möglichkeit, aber immerhin habe ich ihnen die Chance zum Lernen gegeben, und besser als in einer Zoom-Konferenz kann man sich diese Lernvideos immer wieder anschauen und immer wieder damit üben.

Und wo wir schon bei der Corona-Situation sind: Gerade gestern noch habe ich mit Schülern darüber gesprochen, ob ihre Familien davon betroffen sind, und einer erzählt mir von seiner Großmutter mit Restaurant und Zimmervermietung, die einen weiteren Lockdown nicht überstehen würde. Jetzt kann man nur noch hoffen, dass die Hilfen der Bundesregierung zügig anlaufen und ausreichen.  Jetzt bin ich froh, dass ich einen "essentiellen" Job habe, aber vorher hat ja niemand damit gerechnet, dass eine weltweite Pandemie das öffentliche Leben flachlegt und man überhaupt in essentielle und nicht-essentielle Berufe unterteilen muss.

Ich wünsche allen da draußen, die betroffen sind, dass sie den November einigermaßen überstehen! Und allen Kollegen einen langen Atem (teilweise durch die Masken hindurch) und ein fröhliches Lüften. Und mir etwas mehr Vernunft, Entschleunigung und Knöchelabschwellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen