Samstag, 8. August 2020

"Erst werden Sie gebacken..."

 

"...und dann gibt es Kuchen!"

Das ist kein Tippfehler mit dem großen S in der Überschrift, diese Stimme sagt tatsächlich zu mir, dass ich gebacken werde, und dann gibt es Kuchen. Diese Stimme stammt aus einem Videospiel, anhand dessen man sehr gut das Konzept Absurde Literatur erklären kann (Portal). Ich habe mich im Englischstudium sehr für das Absurde interessiert, und wer ein exemplarisches Theaterstück erleben oder lesen möchte, dem empfehle ich Arthur Kopits Oh Dad, Poor Dad, Momma's Hung You In The Closet And I'm Feelin' So Sad (1959). In diesem Beitrag geht es aber weder um Videospiele noch Literatur, dafür tatsächlich um Kuchen. Genauer gesagt, um das Backen, denn ich fühle mich gerade, als würde ich gebacken.

Die Thematik ist altbekannt, Hochsommer in einer Dachgeschosswohnung, aber sie bietet einen neuen Blickwinkel - den Aspi-Faktor. Als ich hier eingezogen bin, hatte ich überhaupt keine Probleme mit der Sommerhitze in der Wohnung. Attwood sagt mir, dass Aspis erstaunlich unempfindlich gegenüber Hitze und Kälte sein können. Und wo sollte das Problem sein? Ich lege einfach alle Sitzflächen mit Handtüchern aus, um den Schweiß aufzunehmen, fertig. 

Zwei Jahre hat es gebraucht, bis ich Sonnenschutzfolien für die Fenster entdeckt habe. Einmal auf die Fenster geklebt, reflektieren sie einen Großteil der Wärme und der Effekt ist spürbar. Drei weitere Jahre hat es gedauert, bis ich auf die Idee gekommen bin, dass ich mir einen Ventilator in die Wohnung stellen könnte - und das, obwohl die große Buba mir so oft davon erzählt hat, wie gut ihr der Ventilator in ihrer Wohnung tut. Das nehme ich zur Kenntnis, aber komme nicht auf die Idee, dass das auch mir helfen könnte. Typisch für diese Behinderung: Es gibt ein Problem, die Lösung liegt auf der Hand, aber der Aspi kommt nicht drauf, diese Lösung anzunehmen. 

Oder überhaupt nach einer Lösung zu suchen; Sommer Dachgeschoss Wohnung Erfrischung bei Google einzugeben, würde sicherlich sofort praktische Tipps gebracht haben. Auch typisch Aspi: Er erkennt oft gar nicht, dass es überhaupt ein Problem gibt. Die ersten zwei Jahre bin ich hier in der Wohnung geschmolzen, aber dachte mir, dass ich doch wunderbar damit klarkomme, warum also sollte ich etwas ändern?

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich dieser Tage die Wasser-Sprühflasche wiederentdeckt habe. Es tut unglaublich gut, auf die heiße Haut etwas Sprühnebel zu geben, dessen Verdunstung dann angenehm kühlt, gerade im Ventilatorwind. So einfach, hätte ich schon längst haben können, aber nein, ich sehe ja überhaupt kein Problem in der Situation. 

Hoffentlich kommt Ihr einigermaßen frisch durch die Hitzewelle!

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