Freitag, 5. Juni 2020

Flirten mit der Schulbegleitung


Was der Titel dieses Beitrags mit dem Psychologie-Foto zu tun hat, versuche ich im Folgenden zu erklären.

Ich habe in den letzten acht Jahren bisher "erst" an drei Schulen mit Schulbegleitungen (SB) zu tun gehabt. Wer das Konzept nicht kennt: Manche Kinder haben spezielle Bedürfnisse und sind darauf angewiesen, dass jemand mit ihnen zur Schule geht, beispielsweise, weil sie nicht allein ihren Tagesablauf geregelt bekommen.

Ich fand die SB immer toll - na klar, das hat natürlich nichts mit Flirten zu tun, aber ich habe mich mit "meinen" SB immer gut verstanden und sie als Bereicherung für meinen Unterricht empfunden. Mittlerweile dürfte mir auch klar werden, warum das so ist - oder zumindest ein Zusammenhang herausstechen.

Wenn ich mich zurückerinnere, waren fast alle SB für Kinder mit dem Asperger-Syndrom eingeteilt. Andere Fälle, wie zum Beispiel der Förderstatus emotionale/soziale Entwicklung waren seltener, aber auch die könnten sich auf Asperger zurückführen lassen. Dieser Umstand hat Konsequenzen: Als SB für einen Aspi musst Du wissen, was diese Diagnose für das alltägliche Verhalten bedeutet, und wie Du mit dem Aspi umgehen musst, wenn er eine seiner Episoden hat.

Durch die aktuelle SB, Frau Schwarzbohrer (deren Name wie üblich selbstverständlich eventuell geändert wurde), bin ich an den Namen meiner nächsten Psychologin gekommen, die sich auf Diagnostik spezialisiert hat, und mit der ich mich in Verbindung setzen werde, sobald das Chaos in meinem Kopf sich ein wenig legt. Ich bin richtig dankbar für diesen Tipp, und hab' mich auch jedesmal gefreut, sie im Unterricht zu sehen.

Mit meiner NMS-SB, Frau Freilauf (sorry Alex, langsam gehen mir die Namen aus), habe ich mich wunderbar verstanden, weil sie selbst eine Hochbegabte ist, die weiß, wie es ist, wenn man behandelt wird, als käme man von einem anderen Stern. Same here: Es war großartig, sie im Unterricht zu wissen, wie eine Art Versicherung, dass das alles irgendwie klappen wird.

Auch in SPO hatte ich eine SB für einen Aspi - aber damals war ich noch meilenweit entfernt von den Erkenntnissen, die ich heute hatte, und damals war ich noch ganz neu am Konzept Gemeinschaftsschule, und hatte große Berührungsängste - beziehungsweise Angst davor, richtig auf Schüler einzugehen, die anders waren. Das kam erst mit der Zeit; ich wette, ich hätte mich heute mit der SB auch super verstanden.

Also sehen wir: Es ist kein Flirten nach dem Motto "Ich finde die Frau an der Uni-Cafeteriakasse total sympathisch, und sie mich auch, und deswegen bekomme ich mein Essen meistens umsonst", sondern ein Verständnisding - und ich bin gespannt, ob ich diese Erfahrung auch mit zukünftigen SB haben werde.

Am meisten würde ich mich natürlich freuen, wenn ich einfach in der Klasse mit Frau Schwarzbohrer an meiner jetzigen Schule bleiben könnte, aber das steht vollkommen in den Sternen.

Wir sehen uns, Inka!

Antwort von Frau Freilauf:

Lieber Tobi,
ich nehme Deinen Beitrag als Kompliment und freue mich gerade ein wenig...
Eine SB benötigt keinerlei Qualifikation. Wir verwalten den Schüler quasi. Wir könnten „dümmer“ als das Kind sein (entschuldigt die Ausdrucksweise) , niemand würde
sich dran stören. Hauptsache wir sind da und zuständig, wenns scheisse läuft. Nur wenigen Lehrern ist es gegeben, zu sehen, was gegebenenfalls mal funktioniert und nicht ausschließlich, wo’s im Argen liegt. Danke dafür... Du hast das Potential gesehen, das unter den Traumata hervorgelugt ist. ( Zur Erklärung: ich hatte „Trauma-Kids“ , keine Aspis)
Manche Lehrer sehen in uns auch einen Störfaktor oder sogar eine Art „Unterrichtskontrolle“... Blödsinn, wir haben wirklich genug mit unseren Klienten zu tun und die Qualität des Unterrichts spielt eine wahrhaft sekundäre Rolle. Schön zu lesen, dass wir als das gesehen werden, was wir versuchen zu sein... eine klitzekleine Stütze.

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