Mittwoch, 29. Mai 2019

Abwehrhaltung


Die Wohnungsbaugesellschaft Vonovia SE hat einen außerordentlich schlechten Ruf. Ich weiß noch, wie ich damals zur Sannitanic gesagt habe: "Na toll, ich bin mal gespannt, wann die erste Mieterhöhung kommt." Und ihre Antwort war wenig ermutigend: "Ich glaube, die Mieterhöhung dürfte dein geringstes Problem sein." Und Recht hat sie.

Vonovia ist bekannt dafür, unnötige Sanierungen und Modernisierungen an Wohnungen vorzunehmen, als Vorwand, um daraufhin dann die Miete zu erhöhen. Es gibt noch eine Menge mehr, was man beklagen kann, zum Beispiel, dass unser erster Kontakt (wir=Mieter) mit Vonovia über die Kieler Stadtwerke zustande kam, nämlich in Form einer Androhung: Da Vonovia ihren vertraglichen Pflichten nicht nachgekommen war, würde uns Mietern in gut drei Wochen Strom und Wasser abgedreht werden. Na danke.

Die Sache ist zwar inzwischen (wohl) geregelt worden, aber es gab keine Erklärung oder Rechtfertigung seitens Vonovia, und eine Entschuldigung schon gar nicht. Solche Erfahrungen und die extrem negativen Kritiken im Internet führen dazu, dass ich mich in eine Art Abwehrhaltung gegenüber meinem Vermieter begebe. Grundlage ist Misstrauen.

Als es dann hieß, dass eine Wohnungsbegehung stattfinden sollte, um die technische Ausstattung der Wohnung in das Register aufzunehmen, war ich natürlich misstrauisch, habe mir (danke HB) alle möglichen negativen Szenarien vorgestellt und im Internet gleich nach rechtlichen Grundlagen geschaut: Wer auch immer in meine Wohnung kommt, soll sich ausweisen, ich notiere mir den Namen, Fotos der Wohnung sind nicht erlaubt, und natürlich überall gleich die Gerichtsentscheide notiert, inklusive Aktenzeichen.

Das sorgt dann dafür, dass ich angespannt bin, Wut im Bauch habe, bevor überhaupt irgendwas passiert, doch dann kommt ein recht junger Mitarbeiter mit muskulösen Oberarmen, wirkt wie ein Azubi, kommt allein, Tablet in der Hand, schaut nur nach Heizung, Bad und Küche, notiert sich drei, vier Dinge und nach sechs Minuten ist die ganze Geschichte auch schon wieder vorbei. Halb so schlimm. Zumindest noch: Ich bin gespannt, welche Konsequenzen mein Vermieter aus dieser Begehung zieht. Ich reche mit nichts Gutem.

Allerdings habe ich mir antrainiert, in allen unwägbaren Situationen auch das Gute zu entdecken - das macht mein Leben wesentlich glücklicher und entspannter - und so gibt es auch bei einem Vermieter mit miesem Ruf einen Positiveffekt, nämlich dass wir als Mietergemeinschaft etwas näher zusammenrücken. Und das fühlt sich gut an.

post scriptum: Heute habe ich mir den Animationsfilm "The Iron Giant" (1999) angeschaut. Hat damals tolle Kritiken bekommen, aber hat bei Weitem nicht die Kosten eingespielt. Ein sehr schöner Film, quasi "E.T." mit einem Eisenriesen. Das rührt, aber noch interessanter ist die Sozialkritik, die geübt wird, und da scheint man sich an "The Day the Earth Stood Still" orientiert zu haben (und zwar am Original von 1951, das kein Remake benötigt hätte). Es geht um Gewalt, Angst vor dem Unbekannten und Pazifismus.

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