Montag, 27. Februar 2017
Drei Jahre Kieler Weltraumbasis
Facebook hat mich heute daran erinnert, dass ich vor drei Jahren in meine jetzige Wohnung umgezogen bin. Und ich habe es bisher keine Sekunde bereut - auch wenn ich in dieser Zeit viel Mist gebaut habe.
Ich kann mich besonders gut an die beiden ersten Nächte in der Wohnung erinnern. Die erste mit Matratze auf dem Fußboden und Kästen und Kisten überall; die zweite eigentlich genauso, nur dass da noch ein weiterer Gast die Nacht bei mir verbracht hat. Es war das erste Mal, dass Er nicht eine Stunde lang fahren musste, damit wir uns treffen konnten. Und beide Nächte haben mir verdammt gut getan.
Manchmal sind Gefühle und Wahrnehmungen ja etwas schwierig zu beschreiben. Als ich nach meiner ersten Nacht morgens aufgewacht bin, wusste ich, dass das die richtige Wohnung für mich ist. Ich habe mich direkt wohl gefühlt (was nach dem Husumer Loch aber auch nicht soooo schwer war). Ich habe gefühlt, dass ich in dieser Wohnung einen Neustart machen kann. Ich habe das alles hier schnell liebgewonnen - den Verkehrslärm (ich nenne ihn den "Puls der Stadt"), der Sky direkt vor meiner Haustür, Sparkasse, Bushaltestelle, direkte Anbindung an die Fernstraßen. Ich fühlte mich lebendig (in Husum war ich scheintot) und gut versorgt.
Die zweite Nacht hat mir bewusst gemacht, wie wichtig es sein kann, Freunde in der Nähe zu haben: Die große Buba und Er waren zu einem netten Abend vorbeigekommen, bisschen zusammensitzen, bisschen Wohnung einweihen. Allerdings waren wir tierisch müde. Oder wirkten zumindest so. Und so haben wir die große Buba irgendwann nach Hause gebracht und ich hab' ihn noch bis zu seinem Auto begleitet - allerdings nicht verabschiedet, sondern wir haben alles rausgekramt, was wir brauchten, um es uns für die Nacht gemütlich zu machen, denn Er wollte bleiben und ich wollte das auch..
So sind wir reichlich beladen mit schlechtem Gewissen (weil wir das alles heimlich gemacht haben), Bettzeug und Konsorten zurückgegangen und haben einen sehr schönen Abend verbracht, und eine Nacht, die für uns beide sehr wichtig war, weil wir über Vieles gesprochen haben, was in der Husumer Zeit unausgesprochen geblieben war. Und ich habe so langsam realisiert, wie wichtig Er für mich geworden ist. Und so haben wir uns um vier Uhr morgens im Dunkeln in den Armen gehalten und sind verdammt glücklich schlafen gegangen.
Mittlerweile hat sich Vieles in der Wohnung getan - neue Möbel, Deko und das Gefühl von "zuhause" hat sich verstärkt. Ich habe immer gesagt, dass mein Privatleben Priorität hat vor der Arbeit; einer der Gründe, warum ich in St.Peter-Ording aufgehört habe, war, dass ich unbedingt in dieser Wohnung leben wollte. Die anderen Gründe haben mit Menschen zu tun.
Inzwischen bin ich drei Jahre älter geworden und vielleicht ein ganz kleines bisschen reifer, oder weiser, oder whatever. Ich fühle mich jedenfalls anders. Ich verstehe manche Dinge, für die ich mit dreißig noch kein Verständnis hatte. Manches aber lässt mich noch immer verständnislos den Kopf schütteln.
Ich habe mich hier eingelebt, das ist mein Ort geworden. Ich möchte hier so schnell nicht weg. Das wird vielleicht irgendwann noch einmal spannend werden, wenn... naja, einen Grund hätte ich, umzuziehen. Aber das steht irgendwo in der Zukunft. Insofern halte ich mich wieder dran, das Hier und Jetzt zu genießen.
post scriptum: Wie jugendlich das war, der großen Buba an jenem Abend etwas vorzuspielen! Wir hätten es ihr auch direkt sagen können, ich glaube, sie wäre die Letzte, die uns diesen Spaß versaut hätte. Aber damals hatten wir das noch nicht so mit Offenheit und Ehrlichkeit. Ich bin da mittlerweile zwei Schritte weiter, und Er auch einen.
paulo post scriptum: "Weltraumbasis" - so haben Er und ich unsere Husumer Liegewiese immer genannt, wenn er bei mir war. Weil drumherum Wandbehänge mit außerirdischen Motiven waren. Und weil es sich im Schwarzlicht manchmal wirklich so anfühlte, als wären wir im All, ganz weit weg von Allem, was uns nicht wohlgesonnen war. Nur wir beide. Und auch hier in Kiel ist es immer noch die Weltraumbasis, oder unsere "Bubble", in der wir "wir" sein dürfen. Und niemandem etwas vorspielen müssen. Eigentlich.
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