Donnerstag, 16. Februar 2017

Deus ex machina - eine Abrechnung

Selbstgemacht - deus ex machina für Anfänger; das soll "inconceivable chasm" heißen ;-) ach ja, man kann das Bild per Klick auch vergrößern, glaube ich - diese Technik ist mir zu modern...

Deus ex machina - der "Gott aus der Bühnenmaschinerie", könnte man sagen, ist ein Hilfsmittel von Regisseuren, Schriftstellern und dergleichen mehr, Menschen, die einen Plot weben (die große Buba bezahwt gerade). Heutzutage sprechen wir in deutscher Sprache auch gern von "Kommissar Zufall". Es geht um Handlungselemente, die scheinbar unerwartet, unvorhersehbar und oft auch unlogisch, beliebig, ganz nach Willkür des genialen Kopfes hinter der Handlung, eben als deus ex machina eingesetzt werden.

Wie scheint der Macher zu denken? "Ich bekomme die Handlung in diesem Moment nicht vorwärts. Sie wird spannungsarm, sie wird vorhersehbar. Ich brauche etwas, um das Publikum wieder stärker an die Materie zu binden, ich möchte eine festgefahrene Situation mit neuem Esprit beleben, ihr wieder frischen Antrieb geben. Und wenn sich momentan nichts organisch aus der bisherigen Handlung heraus ergibt, dann werfe ich einfach etwas Unerwartetes hinein."

Nicht wahr? Entweder ergibt sich etwas aus dem bereits Geschriebenen heraus, organisch, kündigt sich vielleicht schon länger an, oder es liegt bereits seit längerer Zeit für alle sichtbar auf der Hand, nur konnte es bisher niemand in die Szenerie einbauen. Oder aber man wirft etwas völlig neu hinein. Das überrascht in jedem Fall, der Zuschauer muss bei geschicktem Einsatz des Elements umdenken. Das hat Vor- und Nachteile.

Ich - als intelligenter Zuschauer - fühle mich manchmal einfach verarscht, hintergangen, wenn ein x-beliebiges Element ganz unharmonisch in die Geschichte hineingeworfen wird, nur um das Ganze irgendwie am Laufen zu halten. Ich komme mir betrogen vor, ich denke mir, na toll, das hätte ich auch hinbekommen, da macht es sich der kreative Kopf dahinter aber sehr einfach.

Wenn hingegen das vorantreibende Element schon lange Zeit zuvor eingeführt wird, nur noch nicht als solches deklariert, sondern eher nebenbei vorgestellt wird. Wenn diesem Element erst spät Bedeutung gegeben wird, nachdem man damit schon lang vertraut geworden ist und es als Nebensächlichkeit abgetan hat. Wenn in einer Art anagnorisis, einer Wiedererkennungsszene spät in der Handlung diesem Element ein Aha-Effekt beigemessen wird, dann finde ich das viel befriedigender, es gibt mir viel mehr Genugtuung.

Natürlich bedeutet das für den Macher einen wesentlich höheren Aufwand. Man muss beim Erstellen seiner Geschichte häufig wieder in der Handlung zurückgehen, bereits niedergeschriebene Szenerie verändern, und zwar so, dass es für das Publikum zu diesem Zeitpunkt nicht unnatürlich wirkt. Man muss unter Umständen bereits bestehende Dialoge variieren, man muss jederzeit Kontrolle über das gesamte Storyboard haben.

Das ist es aber nun einmal, was einen guten Künstler ausmacht. Man merkt, ich bin kein allzu großer Fan des deus ex machina. Ich verzeihe ihn aber grundsätzlich, wenn es dazu dient, mich zu unterhalten, vor allem, wenn es funktioniert. Aber mehr Lust und Motivation, das Werk ein zweites Mal zu besichtigen, bekomme ich, wenn zum Schluss alle losen Enden, alle scheinbar unpassenden Teile eines Puzzles so zusammenfallen, dass ich mich nicht vollkommen hintergangen fühle.

Fallen mir Beispiele dafür ein?

Bei Anruf Mord (Dial M For Murder)
Familiengrab (Family Plot)
Are You Afraid of the Dark: The Tale of the Dream Girl
The Sixth Sense
Unbreakable 

Ich mag es eben, wenn irgendwann alle Puzzleteile an ihren Platz fallen. Ich sollte hier im Blog auch mal so etwas machen!

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