vorweg: Liebe Eltern, bitte macht Euch keine Sorgen! Ich habe die Lage jetzt im Griff, und ich habe Menschen vor Ort, die mir helfen.
Ein Glas Asperger pur. Das hatten wir schon länger nicht mehr, und diesmal darf es ein etwas größerer Schluck sein - soll heißen, dass die autistischen Verhaltensweisen diesmal richtige Probleme bereitet haben.
Ich habe kein Gehalt bekommen. Normalerweise ist das Land Schleswig-Holstein da recht zuverlässig und ich habe mein Gehalt zwei Tage vor Monatsende drauf (Beamte erhalten ihren Lohn zu Monatsbeginn). Eventuell früher, wenn ein Wochenende dazwischen liegt. Diesmal war nichts da, am Wochenende. Nach dem Wochenende. Am Einunddreißigsten. Am Ersten, Zweiten, Dritten, Vierten. Und plötzlich gehen alle Lichter im Kopf aus.
Geistige Quarantäne, so nenne ich diesen Zustand, wenn da ein akutes, ernsthaftes Problem ist, das mich beschäftigt, an dem ich aber in dem Moment nicht viel ändern kann: Ich denke an nichts Anderes mehr und versuche mir mit Videospielen oder Serien ein wenig Sicherheit zu geben, alles Andere bleibt liegen. Wäsche. Müll. Rechnungen. Schulvorbereitungen. Korrekturen. Essen und Trinken. Als würde ich irgendwie versuchen, die Zeit zu überbrücken, bis das Problem behoben ist.
Im Dienstleistungszentrum Personal (DlzP) des Landes S-H hat jeder von uns eine Personal- und Sachbearbeiternummer. Das ist hilfreich, wenn mal etwas ansteht, denn so weiß ich genau, an wen ich mich wenden muss, zum Beispiel an Frau Duve. Doof nur, dass die Telefonzeiten immer nur vormittags liegen, und als Ausnahme für Lehrkräfte gibt es dienstags zwölf bis vierzehn Uhr. Gab es. Denn mittlerweile gibt es überhaupt keine Telefonzeiten mehr, nur nach Terminvereinbarung. Mail geschrieben, keine Antwort.
Was mich immerhin ein wenig erleichtert hat, war der Umstand, dass ich vermutlich nichts falsch gemacht habe. Im Gespräch mit einer Kollegin hat sich herausgestellt, dass sie auch noch kein Gehalt bekommen hat. Mittlerweile ist es der Vierte, dann der Fünfte des Monats. Gestern Termin mit der Bank gemacht, irgendwie muss ich meine bestehenden Zahlungen leisten, Blick auf das Konto - immer noch kein Gehalt. Immer noch kein Müll rausgebracht, Wäsche gewaschen, Essen und Trinken - und dazu kommt, dass ich mir jetzt nach dem letzten Termin bei'm Urologen (ebenfalls Ende August, Überforderung pur) einen Timer für das Handgelenk zugelegt habe, um alle sechzig Minuten ein Glas Wasser zu trinken. Anders geht es im Moment nicht. Bis gestern ging wirklich gar nichts. Der Aspi ist da völlig hilflos, und dann kommt auch noch Fieber dazu und Ende Gelände (das war am Wochenende).
Immerhin ist das Finanzielle jetzt erstmal geregelt, meine Kollegin hat mir heute bestätigt, dass sie ihr Gehalt bekommen hat, morgen werde ich mir mal einen Kontoauszug holen. Und nein, ich mache kein Online-Banking. Ich habe es versucht, aber ich nutze es de facto nicht. Dann liegt hier eine Liste mit TANs, die ich nicht in Anspruch nehme, und am Kontoauszugsdrucker, so ganz oldschool mit Papier, kann ich mir keine Auszüge mehr ziehen deswegen. Alles das ist jetzt geregelt. Kein Online-Banking mehr. Neue Kundenberaterin, direkt vor Ort, zwei Häuser weiter.
Aufatmen. Und irgendwie die Scherben beseitigen, denn natürlich war das eine ziemlich miese Zeit für mich, aber es gibt Menschen, die unter meiner Situation mitgelitten haben - Kollegen, Freunde, Familie, Schüler, und jetzt muss ich erstmal versuchen, alles wieder auf die richtige Bahn zu bekommen.
Ach ja, Schlaf wäre auch schön. Vielleicht diese Nacht endlich wieder.
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