Mittwoch, 12. Januar 2022

Kopfnoten


Es wird langsam Zeit für Zeugnisse, und hin und wieder überlege ich mir, wie das Zeugnis eines Schülers wohl für einen potentiellen Arbeitgeber aussehen muss. Ob man sich angesichts der Noten einen Menschen dahinter vorstellt? Und wie authentisch ist dieses Bild dann? Zeugnisse können nicht die charakterliche Dreidimensionalität eines Menschen abbilden - aber sie können es zumindest versuchen.

Da denke ich doch einfach mal an Schüler Klaus, der vielleicht sogar Klaus heißt. Hat eine Menge im Kopf, ist fachlich absolut top, bekommt eine Zwei. Das klingt gut! Was diese Note nicht sagt: Klaus hat nie seine Sachen dabei. Er kann nicht eigenständig arbeiten und sich im Unterricht kaum konzentrieren. Seine Hausaufgaben macht er selten, und wenn, dann eher schlampig, genau wie seine Heftführung. Er ist absolut nicht konfliktfähig und kann nicht mit anderen Schülern in einer Gruppe arbeiten.

Um solche Umstände auszudrücken bzw. sichtbar zu machen, gibt es die Kopfnoten. Die gibt es nicht überall, und an meiner Schule heißen sie LeSos. Das sind Anmerkungen, die jeder Lehrer für seine Schüler macht und die das Lern- und Sozialverhalten in vier Stufen beschreiben. Ich dachte anfangs, dass das nur unnötig viel Arbeit für die Lehrkräfte ist - aber ich finde sie mittlerweile richtig gut, um eventuelle Probleme bei'm Verhalten den Erziehungsbereichtigten noch deutlicher zu machen. Dieser alternative Notenspiegel lässt auch Rückschlüsse zu, ob Klaus sich nur in einem Fach so auffällig verhält, oder ob es sich durch seinen gesamten Schulalltag zieht.

Habt Ihr Kopfnoten oder ähnliche Zeugnisvermerke? Wie steht Ihr dazu?

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