"Und ich drücke dir die Daumen, dass dein Antrag bald durch ist und du offiziell schwerbehindert bist. Dann müssen sie dich nämlich einstellen, oder zumindest können sie dich dann nicht mehr einfach loswerden."
"Ja, und genau so ist es an einer meiner ehemaligen Schulen gewesen, da hat man mich ausgestellt, um eine normale und unkompliziertere Lehrkraft einzustellen."
Drollig, wie Autisten dazu neigen, neue Wörter zu erfinden. So kam es heute im Bus also zu diesem Dialog zwischen mir und einem meiner (ehemaligen) Schüler, jetzt in der achten Klasse. Dass der kleine Steppke nicht wie ein Achtklässler klingt, ist auch typisch Autist, da gibt es sowas wie Barrieren in der Kommunikation, dem Altersunterschied geschuldet, nicht.
Das Gespräch hat gut getan, im Rückblick auf einen Tag, an dem (fast) nichts so gelaufen ist wie gedacht. Unterrichtsschluss war heute etwas früher, weil die Verabschiedung der AbschlussschülerInnen anstand. Ich habe dieses Jahr einige von ihnen unterrichtet, deswegen ist es natürlich selbstverständlich, dass ich an der Feier teilnehme. Ein bisschen stolz auf die Kiddies, aufgeregt für sie und ihren ersten Schritt in die Realität. Und die machen sich so schick dafür, einen Punk/Goth-Schüler habe ich heute in Anzug und normalen Haaren kaum wiedererkannt. Ich hätte ihm sagen sollen, dass das eine gute Idee ist, denn die Vorurteile, die solche Outfits mit sich bringen, sind intensiv und überall.
Ich musste also nach der fünften Stunde nur kurz nach Hause, Notenlisten holen. Dann war aber noch eine halbe Stunde Zeit, und ich hab gedacht, eine Runde Dösen muss drin sein, der Verkehr draußen ist so laut, dass ich schon nicht einschlafen werde. Damit habe ich aber meinen Schlafmangel etwas unterschätzt - und bin vor knapp zwei Stunden wieder aufgewacht.
So ein Scheiß! Die Feier hat mir echt was bedeutet, und ich komme nicht umhin zu denken, dass mir sowas früher nie passiert wäre und dass es mir zeigt, wie scheiße die Situation gerade wirklich ist. Zum Glück lehrt uns der Buddhismus, in Krisen immer das Positive zu finden und sich darauf zu konzentrieren - und dazu gehörte dann zum Beispiel das Busgespräch und die Klausurrückgabe in Elf. Kaum zu glauben, aber nach Abstimmung haben sie sich einen Actionfilm gewünscht - und keiner von ihnen hat schon einmal Speed (1994) gesehen. Say what you want - in diesem Genre ist der Film eines der großen Meisterwerke. Wenn sogar das eher konservative Lexikon des internationalen Films das feststellt, will das was heißen, und von den Kritiken auf rottentomatoes.com fange ich gar nicht erst an.
Ich habe den Film selbst zuletzt vor über zehn Jahren gesehen - und es ist ein tolles Erlebnis. Wenn man hunderte Filme gesehen hat, sieht man irgendwann mit anderen Augen, und der Film ist heute wie damals ein anspruchsloser, aufregender Actionthriller. Und Sandra Bullock mag ich sowieso. Und das Eisessen mit dem Kurs in Neun heute war auch super.
Und ohne Gegenwehr lasse ich mich diesmal nicht so einfach ausstellen.
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