Donnerstag, 14. April 2016

Hochwasser für's Gehirn

Manchmal ärgere ich mich darüber, hochbegabt zu sein. Ich kann so Vieles so schnell durchdenken - aber dann kommen Situationen wie heute, wo einfach gar nichts mehr geht, alles blockiert, weil das Gehirn mit Gedanken überflutet wird. Wörtlich und figurativ habe ich es mit Hochwasser zu tun.

So, da hätten wir für heute einen Zahnarzttermin. Für mich immer wieder eine Herausforderung, denn obschon die Meditationen mir geholfen haben, in solchen Situationen ruhig zu bleiben, ist immer wieder eine Unsicherheit dabei. Am Tag eines Zahnarzttermins gibt es erstmal nix Anderes, Tunnelblick. Und so stehe ich vor dem Spiegel, putze die Zähne gefühlt fünf Mal extra - als ob das was nützen würde bei dem Dentinfriedhof, der sich Gehege meiner Zähne nennt - als hätte Picasso mit Karies und Zahnfüllungen gemalt! Nun ja, ich muss einen Schritt nach links gehen, sonst kann ich das im Spiegel nicht richtig sehen, PLATSCH.

Nein! Ich stehe vor dem Spiegel, zur Salzsäule erstarrt, ein bizarrer Anblick für glücklicherweise nicht Anwesende. Das Geräusch kommt von unten links, der Blick wandert runter, die Badezimmervorlage ist zur Hälfte klatschnass. Der Blick wandert weiter - das halbe Bad steht unter Wasser. Dank der schön unebenen Bauweise hat sich in einer Ecke ein etwa ein Zentimeter tiefer See gebildet, das erinnert mich ein bisschen an eine Lagune und Kronshagener Haare. Der Blick wandert mit wachsendem Horror Richtung Waschmaschine.

Tropf. Tropf. Tropf. Seifiges, dreckiges Wasser, ein Springquell an Sauerei und Stress. Was passiert hier gerade? Ich setze mich, Zahnbürste im Mund, erstmal auf die Toilette und schaue die beruhigend weiße Wand an. Dann schießt mein Finger Richtung "Pause"-Taste an der Waschmaschine.Genau das braucht's nämlich jetzt: Eine Denkpause.

In solchen Situationen bin ich überfordert, das gleicht schon fast einer Panikattacke, und ich muss Wege finden, damit umzugehen. Bisher habe ich herausgefunden, dass es nützt, wenn ich alles anhalte. Daher habe ich den Waschgang pausiert, die Wasserzufuhr abgedreht. Und endlich Zeit gewonnen, um nachzudenken und einen Plan zu machen

Diese STOP!!!-Momente sind sehr wichtig und zum Glück eher selten nötig, mein Gehirn scheint da einigermaßen sinnvolle Arbeit zu leisten, indem es Unwichtiges beiseite schiebt oder gar nicht erst zulässt. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft die Nerven bewahren kann.

nota bene: Eine Freundin befragte mich unlängst hinsichtlich der Kausalketten zwischen meinen Blogeinträgen. Das macht mir Eines wieder bewusst, und das möchte ich deutlich sagen (und ich werde das auch in Zukunft nochmal wiederholen): Die Gedanken kreisen in meinem Kopf, es ist ein riesiges Wirrwarr, aber logisch und sinnig. Für einen Außenstehenden scheint es so, als ob ich mir häufig selbst widerspreche oder unlogische Schlüsse ziehe. Bitte weist mich darauf hin und fragt nochmal nach, ich mein's nicht böse. Wie schon mein Griechischdozent, Dr. Hans Dohm sagte: "Nehmen sie es bitte hin, das ist eben so." Immer wieder kommt mir in solchen Situationen das Bild des zerstreuten Professors in den Kopf - es scheint vielleicht ein Funken Wahrheit darin zu stecken, ich bin wohl einfach so. Meine Blogeinträge schreibe ich in der Regel als stream of consciousness, nun ja, zumindest in Anklängen als Bewusstseinsstrom. Die Gedanken purzeln aus meinem Kopf über die Tastatur in den Bildschirm.

Schöne Metapher... ich entsende meine Gedanken in die Welt wie Schiffe aufs Wasser...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen