Eine interessante Situation. Ich vertrete den Englischkurs eines Kollegen und er hat mir einen Inhaltsvorschlag geschickt. Wir werden also den Roman Angela's Ashes lesen, über die Inhalte sprechen, bisschen Irland und so. Referate.
Ich muss erstmal eine Nacht drüber schlafen, denn: Ich erkenne das Gefühl wieder, das sich gerade in mir breitmacht, eine unglaubliche Unsicherheit und Unwohlsein. Das hatte ich zuletzt im Referendariat, als es hieß, ich solle "Unterricht unter Anleitung" machen. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass das für mich die Hölle war. Unter Anleitung, sowas macht man in der Fahrschule und im Kochkurs, aber im Unterricht? Ich hab mich verbiegen müssen, damit ich unter diese Anleitung gepasst hab, das war ein enges Korsett von Vorgaben, das mir überhaupt nicht passt - die Nähte sind alle geplatzt und es kam zum Streit.
Ich fühle mich gerade wieder einen halben Meter kleiner, mit geducktem Kopf, die typische Referendarshaltung. Ich kann das nicht, ich bin inkompetent. So ein Scheiß! Das muss ich mir abtrainieren, das muss ich loswerden. Das wird immer wieder vorkommen, wenn ein pädagogischer Freigeist, wie ich es bin, den Unterricht eines Anderen übernehmen soll. Also nehme ich mir vor, in den nächsten Tagen nicht nur die Referendarshaltung abzuschütteln, sondern das Ganze auch wieder lockerer zu sehen, ich werde für diese Vertretung nicht benotet werden.
Bah, regt mich das gerade auf! Aber: Das Gute darin sehen - ich bin echt glücklich, dass das Referendariat hinter mir liegt. Das war unerträglich. Das Rückgrat ist mittlerweile wieder da, und wie jemand zu mir sagte: "Die Menschen werden immer wieder versuchen, an Dir zu feilen, Tobi - lass sie mal ruhig machen. Aber sie dürfen nichts abschlagen!"
post scriptum: Das ist bestimmt nur wieder so eine Stimmungsschwankung eines Hochbegabten, vielleicht ist es morgen gar nicht mehr so schlimm ;-)
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