Wenn ich allein in einen Park gehe, erlebe ich ihn ganz anders, als wenn ich mit Freunden losziehe. Wenn ich allein bin, ist das Ganze purer egozentrischer Genuss. Die ganze Achterbahnideologie, ja, für manch Einen ist das Erlebnis einer Achterbahn wie Philosophie.
Ich kann mich mit dem Gedanken anfreunden. Das ergibt sich schon aus dem Umstand, dass ich ja einige Wartezeiten beim Anstehen habe - da dreht der Gedankenzug seine Runden. Ich steige also aus dem Auto, komme vom Parkplatz, und schon beim Annähern an das Holstentor, das den Eingang des Hansa Park markiert, wird mir bewusst, dass ich kein 0815-Besucher bin. Ich schaue links und rechts auf die Familien, die an den Ticketschaltern stehen. Ich gehe direkt vorbei und in den Park, nachdem meine Saisonkarte gescannt wurde.
Im Gegensatz zu einem "herkömmlichen" Besucher habe ich überhaupt keine Zwänge. Ich muss nicht jede einzelne Attraktion schaffen - kann ich ja ein anderes Mal machen. Wenn, so wie letzten Freitag, der Fluch von Novgorod down ist, ist das nicht schlimm, denn ich komme ja wieder. Ich habe nicht diesen Gedanken: "Ich muss möglichst viel für mein Geld schaffen!"
Denn das stresst, das hetzt, das mindert den Genuss. So kann ich in aller Ruhe durch den Park gehen, auch einfach mal kontemplativ vor dem 80 Meter hohen Turm des Kärnan sitzen, meditieren, dabei die Schreie wahrnehmen, die - um ein Vielfaches verstärkt - aus dem Turm hallen. By the way, eine ausführliche Rezension zum Schwur des Kärnan folgt, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.
Die Achterbahn hat eine für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich hohe Intensität. Ich habe mich direkt an Amerika erinnert gefühlt, dort befinden sich wesentlich schnellere Achterbahnen. Mit Kärnan haben wir uns aber einen Schritt angenähert.
Ich wünschte, wir könnten uns auch in Sachen "Verhalten der Parkbesucher" an amerikanische Verhältnisse herantasten. Dort wartet man ganz entspannt, unterhält sich, lehnt sich an die Geländer und hat Platz zum Atmen. In Deutschland dagegen wird gedrängelt, man hetzt, man pöbelt rum. Rauchverbote werden ignoriert, man schwingt sich einfach über die Geländer, um schneller nach vorn zu kommen. Im Englisch spricht man von line skipping - ich finde das rücksichtslos.
Es ist bekannt, dass die Amerikaner deutlich freundlicher sind als die Deutschen, und das macht sich auch in den Parks bemerkbar. Niemand würde auf die Idee kommen, sich vorzudrängeln. Grund dafür ist neben der erwähnten Freundlichkeit eine andere Parkkultur. Ich nenne als Beispiel Kings Island in Ohio: Laut Nutzungsbedingungen kann ein Besucher, der sich vordrängelt, sofort des Parks verwiesen werden. Saisonkarten können eingezogen werden. Das klingt streng, aber ich finde das selbstverständlich und daher in Ordnung.
Es ist auch nicht gestattet, Verpflegung in den Park mitzunehmen. Ich war erst gespaltener Meinung, denn Essen & Trinken in Freizeitparks ist oft sehr teuer. Allerdings leben die Freizeitparks von ihren Besuchern, sie wachsen durch die Einnahmen (jeder, der mal Roller Coaster Tycoon gespielt hat, kennt das).
Und das bringt mich dazu, als regelmäßiger HaPa-Besucher im Park zu snacken. Das ist mein Park, auf diese Weise unterstütze ich ihn, fast wie ein Fan. Mal ganz abgesehen davon, dass es sehr entspannt ist, wenn man nicht immer einen Rucksack dabei hat. Man fühlt sich richtig frei.
Auf geht's!
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