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| Wo ist dieses schöne Wetter??? |
Ich hatte hier im Blog schon einmal berichtet, dass ich die E-Rezepte für Medikamente eigentlich ziemlich gut finde. Man braucht nur noch die Karte der Krankenversicherung, und gerade bei Folgerezepten ist es praktisch, wenn man einmal bei'm Arzt anrufen kann und aus der Distanz eine Verschreibung erhält - heute wäre es praktisch gewesen, denn leider haben nicht alle Ärzte auf das E-Rezept umgestellt. Dafür mag es sicherlich gute Gründe geben, aber es führt eben dazu, dass ich heute für ein Rezept aus dem Haus musste.
Und die Wohnung zu verlassen, bei diesem grauen Wetter - es hat den ganzen Tag geregnet - das gibt meiner Stimmung einen Dämpfer und ich fühle mich kalt und nass. Das Gute daran: Ich freue mich umso mehr, am Ende wieder zurück in meine Wohnung zu kommen. So habe ich heute morgen den Wecker gestellt und bin nach Neumünster gefahren. Das Deutschland-Ticket macht es einfach, und ich finde es wirklich toll.
Dabei wäre der Aufwand theoretisch gar nicht nötig gewesen, denn ich hatte mit dem Friedrich-Ebert-Krankenhaus schon vor zwei Wochen Kontakt, und vor zwei Wochen haben sie das Rezept per Post an mich geschickt. Leider hat die Post ein schlechtes Jahr, und so ist der Brief mit dem Rezept nicht bei mir angekommen, genau wie zwei Briefe meiner Eltern. Da bleibt dann nur der persönliche Besuch, eine kleine Stippvisite bei meinem Psychiater, um das rosa Rezept dann in den Händen halten zu können.
Regen in Kiel, Regen auf der Zugfahrt, Regen in Neumünster. Zum Glück hatte ich den Regenschirm mitgenommen, und diesmal nicht irgendwo liegen gelassen. Der angenehmste Teil der Reise war die Odyssee durch das Krankenhaus, denn das ist groß und labyrinthartig verzweigt, aber immerhin warm und trocken und gut ausgeschildert. So hatte ich dann eine halbe Stunde später das Rezept in Händen, wollte mit dem Bus zurück zum Bahnhof fahren und habe nochmal zehn Minuten im Regen gewartet.
Dann kam der Bus, aber ist dann in den dichten Verkehr geraten, Stau, wohin man blickt. Also bin ich an der nächsten Haltestelle ausgestiegen - zu Fuß dürfte es deutlich schneller gehen. Und dann sehe ich am Bahnhof schon den Zug auf dem Gleis stehen, gehe etwas schneller, damit ich den Zug vielleicht noch bekomme, allredings kann man sich auf die Verspätungen bei der Deutschen Bahn verlassen: Der Zug stand schon über zehn Minuten auf dem Gleis und musste weiter warten, weil er mit einer halben Stunde Verspätung den Bahnhof verlassen sollte. Da kam bereits der nächste Regionalexpress Richtung Kiel, und laut Anzeige sollte der vor dem wartenden Zug abfahren, also gehe ich - wie auch einige andere Fahrgäste - vom einen Zug über den Bahnsteig zum anderen. Endlich sitzen, trocken, warm, jetzt rückt das Ziel in greifbare Nähe... oder auch nicht. Denn ich sehe durch das Fenster, wie der andere Zug nach Kiel zuerst abfährt, und dieser hier noch eine Verspätung von fünfzehn Minuten aufbauen sollte.
Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt, so sagt der Dalai Lama, und er hat recht. Ich bin ja nicht auf der Flucht, ich muss nur noch irgendwie nach Kiel kommen, irgendwie in eine Apotheke gelangen, um das Rezept einzulösen (Panik: Haben sie das Medikament von dem Hersteller, den ich sonst immer habe? Für den Autisten ist das ziemlich wichtig, und in diesem Fall ist ratiopharm nicht die bessere Alternative). Und dann in einen überfüllten Bus steigen, um zurück zur Wohnung zu kommen, während es draußen immer weiter regnet.
Als ich dann in der Wohnung angekommen war, hatte ich zwei positive Impulse. Der eine ist natürlich die Rückkehr in meinen gesicherten Raum, in dem ich mich wohlfühlen kann. Der andere ist ein Bild in meinen Gedanken von meinem Psychiater, den ich heute unerwartet getroffen habe (ich dachte, dass irgendein anderer verfügbarer Arzt das Rezept ausstellt) - ich freue mich immer sehr, ihn zu sehen und mit ihm zu reden, selbst wenn es heute nur kurz im Flur gewesen ist.
Jetzt bin ich einfach froh, wieder in der warmen Wohnung zu sein, medikamententechnisch ausgestattet zu sein, Fischstäbchen im Ofen zu haben und zum Abschluss des Tages die herrliche SciFi-Komödie The World's End zu schauen. Einfach abschalten - morgen kann die Arbeit dann weitergehen ;-)