Freitag, 6. November 2020

Zurück vom Othorhinolaryngologos - typisch Aspi


Was für ein Erlebnis ist es, hören zu können! Was für ein Genuss! Wir realisieren das nicht, denn wir nehmen unser Hörvermögen als selbstverständlich hin. Vollkommen normal - bis es eines Tages plötzlich verschwindet. Teilweise. Ich hatte das schon ein paar Mal, und ich weiß noch, wie ich bei'm ersten Mal vollkommen erschüttert war: Eines Morgens bin ich aufgewacht und konnte auf der linken Seite nichts mehr hören. Dazu ein dumpfes Gefühl im Kopf, wie der Druck, wenn man im Zug durch einen Tunnel fährt. Der Unterschied liegt darin, dass man bei der Tunnelfahrt durch Schlucken oder Nasezuhalten einen Druckausgleich erzeugen kann, es ploppt, alles wieder normal.

Damals aber nicht. Ich weiß noch genau, wie ich immer wieder versucht habe, mir die Nase zuzuhalten und den Druck wegzubekommen, aber es hat nicht geklappt. Da ist eine gewisse Panik aufgekommen - was ist los, warum geht das Gefühl nicht weg, mit dem Finger am Ohr herumzufummeln bringt nichts, und damals dachte ich noch, Wattestäbchen wären eine gute Idee (SIND SIE NICHT!), um zu schauen, ob da irgendwas im Ohr nicht in Ordnung ist. Diese Panik... die Angst, nie wieder richtig hören zu können, von jetzt an immer diesen "halben" Kopf zu haben (ich weiß nicht, wie ich das Gefühl anders beschreiben kann) war grausig, ich war kurz vor den Tränen. 


Heute ist es viele Jahre später und ich weiß, dass das nichts Schlimmes ist, das Ohr ist verstopft, passiert hin und wieder, kein Problem, man geht zum Hals-Nasen-Ohrenarzt und lässt sich das einfach wieder freispülen. Dank Corona und der Ansage der ersten Praxis, ich müsse drei Wochen auf einen Termin warten, war ich in dieser Woche völlig fertig, und Frau Schwarzbohrer da draußen, die Schulbegleitung für einen Aspi ist, weiß, was "völlig fertig" für einen Aspi bedeutet.

Ich bin sehr glücklich über den Tipp einer Kollegin und die HNO-Praxis Dr. Thomas Harder in Mettenhof, ein Anruf heute morgen, in den Bus gesprungen, zwei Stunden später war ich wieder sauber und normal zuhause. Mit normalem Hörvermögen, und was für ein wunderbares Gefühl das ist! Nach vier halbtauben Tagen macht das wirklich einen großen Unterschied, ich hatte mich schon fast an das dumpfe Gefühl gewöhnt. 

Den Arzttipp hatte ich am Montag bekommen - oder war es Dienstag? Jedenfalls stellt sich dem Leser vielleicht die Frage, warum ich nicht direkt an dem Tag bei der Praxis angerufen habe und hingefahren bin - wäre schließlich möglich gewesen. Aber jetzt kommt das Aspi-Gehirn und ist mit der Arbeit in der Schule für einen Tag völlig überfordert. Ich habe jeden Tag den Nachmittag damit verbracht, zu sortieren, was in der Schule passiert ist, und habe nicht mehr den Nerv für den Arzt gehabt.

Muss man sich mal vorstellen. Nimmt mehrere Tage erhebliche Einschränkung in Kauf, nur weil er "überfordert" ist. Wird einsortiert in die "Du bist Aspi? Zeig doch mal!"-Fallstudien, direkt neben "Ich bin dieses Jahr wegen Corona kein einziges Mal in den Hansa-Park gefahren".

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