Sonntag, 28. Mai 2023

Geschafft!


Ich fange diesen Beitrag sicherheitshalber an mit dem, was ich nicht geschafft habe: Ich bin immer noch nicht offizell als schwerbehindert eingestuft. Auch in der Wohnung bin ich noch nicht so viel weiter, wie ich gern wäre.

Der letzte Monat gehörte den Abschlussprüfungen. Das ist aufregend für mich - jetzt sehe ich, ob ich die Kiddies einigermaßen gut darauf vorbereitet habe, beziehungsweise ob sie meine Tipps umgesetzt haben. Das ist jetzt geschafft, inklusive der Korrekturen, und es gab zum Glück keine unerwarteten Totalausfälle. 

Dann kamen die sprachpraktischen - also mündlichen - Prüfungen. Auch hier wieder mit einem kleinen Bammel meinerseits: Was tue ich, wenn es in der Prüfung nicht weitergeht? Wenn ein Prüfling nur vor sich hinstammelt? Immerhin habe ich eine Zweitprüferin neben mir, aber trotzdem: So muss es sich angefühlt haben, als Frau Zimmermann mein Englischexamen abgenommen hat.

Auch das ist geschafft - wobei der Hauptpapierkram jetzt vor mir liegt, für das Feiertagswochenende: Unsere Schule wurde für eine Vollerhebung der Ergebnisse ausgesucht. Das bedeutet, wir müssen jedes einzelne Ergebnis jeder einzelner Aufgabe jedes einzelnen Prüfling im ESA und MSA, Deutsch, Englisch und Mathe auflisten. Na denn man tau.

Auch geschafft ist ein wenig digitale Bürokratie - ich hatte geschrieben, dass ich keine Möglichkeit finde, an das Deutschlandticket in Papierform zu kommen; die Sannitanic hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich das auch als Jobticket bekommen kann, als Mitarbeiter des Landes Schleswig-Holstein. Ich wollte nett zurücklächeln und ihr klarmachen, dass ich auf diesen bürokratischen Berg keine große Lust habe - ich hatte die Einführung des Jobtickets mitverfolgt - aber sie hat mir gleich einen praktischen Link dazugeschickt und eine Personalnummer weiter hatte ich die Bestätigung, dass ich das DE-Ticket für sechzehn Euro fünfzig im Monat erhalte, ab Juni (siebzehn Tage Vorlaufzeit bei Papier). Aber ob das klappt?

Immerhin muss ich mir jetzt keine großen Sorgen mehr machen, dass ich ab Donnerstag - Junibeginn - ohne Fahrschein dasitze. Natürlich habe ich die Nachrichten verfolgt, in denen es hieß, dass viele Menschen ihr Deutschlandticket nicht zu Beginn der Laufzeit erhalten hätten. Ich habe es hier, als PDF, und kann es mir bei Bedarf jederzeit frisch ausdrucken. ÖPNV-flexibler geht kaum, und ich muss keine Zugfahrt zu meinen Eltern oder zu meinem Psychiater mehr extra bezahlen.

Rückblickend ist also eine ganze Menge geschafft, und das freut mich, weil die Abschlussprüfungen meinen Kopf vollkommen in Beschlag genommen haben. Ich fühle mit allen HSP da draußen mit, falls es ihnen genauso erging. Das sind eben alles kleine Existenzen, die an dieser Prüfung hängen, und nicht einfach nur richtig-falsch-ankreuzen. Wenn mir jemand im ESA-Monolog erzählt, wie die Familie aus Syrien geflohen ist und mitansehen musste, wie ein Kind die Straße runter zerbombt wurde, dann finde ich das erstmal natürlich hochspannend, aber das geht mir auch an die Nieren. Ganz anders als die teilweise harmlosen Monologe im MSA, in denen über Fashion oder Landleben versus Stadtleben gesprochen werden sollte.

Jetzt kommt nur noch der Abschluss für das Bürokratiergehege. Und noch zwei Klausuren übernächste Woche, die ich irgendwie im Rekordtempo korrigieren muss - nicht ganz einfach in der Oberstufe. Egal.

Auf in die Schlacht!


post scriptum: ...und ein riesiges Dankeschön an meine beiden Mitprüferinnen, ohne die das sicherlich nicht so reibungslos geklappt hätte! :-)

Freitag, 5. Mai 2023

Mai: Dicht again

Einfach mal aussteigen...

"Nächster Halt: Krusenrotter Weg..."

Heimweg von der Schule. Die ersten Tage nach den Ferien haben mir mal wieder gezeigt, wie gut mir die Arbeit tut, vor den SchülerInnen zu stehen, einen mitunter hektischen Schulalltag zu erleben, das ist tatsächlich schön - auch wenn ich manchmal morgens bei'm Aufstehen noch denke, dass ich nicht in die Schule will. Die Realität weiß dann fast immer zu überzeugen.

Mai. Ich hätte fast wieder vergessen, dass heute ein Feiertag ist - und es stehen noch einige weitere bevor, dazwischen allerdings gespickt mit Konferenzen, Abschlussprüfungen, letzten Klausuren, Arztbesuchen - es wird stressig. Ich habe zwei Abschlussklassen und zwei Oberstufenkurse, da kommt Einiges zusammen. Natürlich kommt dazu mal wieder die Frage, ob ich ab August noch einen Job habe, aber diesmal ist das nicht ganz so sehr mit einem Blues verbunden wie in den letzten Jahren. Liegt vielleicht an den Tabletten.

Seelisch stelle ich mich schonmal darauf ein, dass der Antrag auf Anerkennung einer Schwerbehinderung lange dauern könnte, sehr lange. Eine Kollegin musste letztes Mal dreieinhalb Jahre warten, bis sie überhaupt eine Reaktion auf ihren Antrag bekommen hat. Immerhin hängen meine beruflichen Chancen davon ab, ich könnte also um eine Eilbearbeitung bitten, aber es wird einem frühzeitig klargemacht, dass es dafür keine Garantie gibt. Talk about Barrierefreiheit.

Der Bus hält, und plötzlich steigen um mich herum etwa zwei Drittel der Fahrgäste aus. Das ist ungewöhnlich, denn am Krusenrotter Weg gibt es normalerweise nur zwei oder drei Ein- und Aussteigende. Ich habe mal wieder nicht auf die Ansage geachtet:

"Nächster Halt: Krusenrotter Weg... aufgrund einer Vollsperrung des Waldwiesenkreisels werden die Haltestellen Waldwiese und Diesterwegstraße nicht angefahren. Ersatzhaltestelle ist Gärtnerstraße, oder sie steigen am Wulfsbrook aus und fahren mit den Bussen in entgegengesetzter Richtung zurück."

Den Waldwiesenkreisel zu sperren, kommt einem Super-GAU gleich. Die Hamburger Chaussee, die da durch führt, ist eine viel befahrene Straße, und nun müssen unzählige Autos und Busse einen Umweg über das Rewe-Center nehmen. Die Straßen dort komplett dicht. Viel zu eng für so viele Busse, die dort fröhlich aufgereiht stehen - manchmal zwei Busse der gleichen Linie im Abstand von nur einigen Metern.

Die Baustelle sollte letzte Woche offen sein. Weil es so schön war, hat man diese Woche gleich wieder losgelegt, der Kreisverkehr ist dicht again, und die Rückfahrt aus der Schule dauert nun sechzig anstelle von dreißig Minuten. Eine Geduldsprobe.

Ebenfalls eine Geduldsprobe sind die Abschlussprüfungen, die derzeit in der Schule laufen - ESA, MSA, Deutsch, Mathe und Englisch. Da kommen die kleinen feinen Unterschiede zwischen einer Gemeinschaftsschule und einem Gymnasium zu tragen - ich habe meine Kiddies intensiv zusammengefaltet, dass sie am Prüfungstag um halb acht da zu sein haben, und dass um zehn vor acht die Prüfung beginnt. Wenn dann ein Schüler ohne Nachricht um fünf vor acht eintrudelt, bin ich kurz versucht, den Anteil seiner Höraufgaben in der Prüfung mit null Punkten zu bewerten. Blöd ist das auch deshalb, weil die Anderen aufgeregt sind und endlich starten wollten.

Wenn dann noch während der Prüfung jemand fragt, was man bei der Schreibaufgabe machen soll, oder was diese offenen Halbsätze bei den Leseaufgaben zu bedeuten haben, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Das kommt nicht unerwartet: Wenn man neunzig Prozent der Unterrichtszeit gefehlt hat und keine der Inhalte nachbearbeitet, weiß man natürlich nichts. Aber scheiß drauf, ist ja nur eine Abschlussprüfung...

Immerhin gab es auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, eine der drei Hauptfachprüfungen abzuwählen, und so gab es auch einige, die die Englischprüfung gestrichen haben. Klasse, weniger zu korrigieren. Nächste Woche ist dann der mittlere Schulabschluss dran, mit meinem Kurs haben wir ansatzweise Gymnasialniveau, irgendwie gehe ich davon aus, dass ich mir bei ihnen keine so großen Sorgen machen muss. Es sind vielleicht nicht ausschließlich Einserkandidaten, aber die Arbeitshaltung ist (zumindest ein bisschen) anders.

Da tut mir ein wenig Abwechslung zuhause ganz gut, und eventuell gibt es die ab nächster Woche, wenn dann der neue Teil The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom erscheint. Bis dahin ist auch hier Einiges zu tun, einen Videogruß für meine Eltern aufnehmen, aufräumen und viel Schlaf eines schlaflosen Wochenbeginns nachholen. Und Konferenzen hier, da, dort.

Ich wünsche Euch viel Energie (die große Buba sagt Edhergighie) und Geduld für die anstehende Zeit!