Einfach mal aussteigen...
"Nächster Halt: Krusenrotter Weg..."
Heimweg von der Schule. Die ersten Tage nach den Ferien haben mir mal wieder gezeigt, wie gut mir die Arbeit tut, vor den SchülerInnen zu stehen, einen mitunter hektischen Schulalltag zu erleben, das ist tatsächlich schön - auch wenn ich manchmal morgens bei'm Aufstehen noch denke, dass ich nicht in die Schule will. Die Realität weiß dann fast immer zu überzeugen.
Mai. Ich hätte fast wieder vergessen, dass heute ein Feiertag ist - und es stehen noch einige weitere bevor, dazwischen allerdings gespickt mit Konferenzen, Abschlussprüfungen, letzten Klausuren, Arztbesuchen - es wird stressig. Ich habe zwei Abschlussklassen und zwei Oberstufenkurse, da kommt Einiges zusammen. Natürlich kommt dazu mal wieder die Frage, ob ich ab August noch einen Job habe, aber diesmal ist das nicht ganz so sehr mit einem Blues verbunden wie in den letzten Jahren. Liegt vielleicht an den Tabletten.
Seelisch stelle ich mich schonmal darauf ein, dass der Antrag auf Anerkennung einer Schwerbehinderung lange dauern könnte, sehr lange. Eine Kollegin musste letztes Mal dreieinhalb Jahre warten, bis sie überhaupt eine Reaktion auf ihren Antrag bekommen hat. Immerhin hängen meine beruflichen Chancen davon ab, ich könnte also um eine Eilbearbeitung bitten, aber es wird einem frühzeitig klargemacht, dass es dafür keine Garantie gibt. Talk about Barrierefreiheit.
Der Bus hält, und plötzlich steigen um mich herum etwa zwei Drittel der Fahrgäste aus. Das ist ungewöhnlich, denn am Krusenrotter Weg gibt es normalerweise nur zwei oder drei Ein- und Aussteigende. Ich habe mal wieder nicht auf die Ansage geachtet:
"Nächster Halt: Krusenrotter Weg... aufgrund einer Vollsperrung des Waldwiesenkreisels werden die Haltestellen Waldwiese und Diesterwegstraße nicht angefahren. Ersatzhaltestelle ist Gärtnerstraße, oder sie steigen am Wulfsbrook aus und fahren mit den Bussen in entgegengesetzter Richtung zurück."
Den Waldwiesenkreisel zu sperren, kommt einem Super-GAU gleich. Die Hamburger Chaussee, die da durch führt, ist eine viel befahrene Straße, und nun müssen unzählige Autos und Busse einen Umweg über das Rewe-Center nehmen. Die Straßen dort komplett dicht. Viel zu eng für so viele Busse, die dort fröhlich aufgereiht stehen - manchmal zwei Busse der gleichen Linie im Abstand von nur einigen Metern.
Die Baustelle sollte letzte Woche offen sein. Weil es so schön war, hat man diese Woche gleich wieder losgelegt, der Kreisverkehr ist dicht again, und die Rückfahrt aus der Schule dauert nun sechzig anstelle von dreißig Minuten. Eine Geduldsprobe.
Ebenfalls eine Geduldsprobe sind die Abschlussprüfungen, die derzeit in der Schule laufen - ESA, MSA, Deutsch, Mathe und Englisch. Da kommen die kleinen feinen Unterschiede zwischen einer Gemeinschaftsschule und einem Gymnasium zu tragen - ich habe meine Kiddies intensiv zusammengefaltet, dass sie am Prüfungstag um halb acht da zu sein haben, und dass um zehn vor acht die Prüfung beginnt. Wenn dann ein Schüler ohne Nachricht um fünf vor acht eintrudelt, bin ich kurz versucht, den Anteil seiner Höraufgaben in der Prüfung mit null Punkten zu bewerten. Blöd ist das auch deshalb, weil die Anderen aufgeregt sind und endlich starten wollten.
Wenn dann noch während der Prüfung jemand fragt, was man bei der Schreibaufgabe machen soll, oder was diese offenen Halbsätze bei den Leseaufgaben zu bedeuten haben, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Das kommt nicht unerwartet: Wenn man neunzig Prozent der Unterrichtszeit gefehlt hat und keine der Inhalte nachbearbeitet, weiß man natürlich nichts. Aber scheiß drauf, ist ja nur eine Abschlussprüfung...
Immerhin gab es auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, eine der drei Hauptfachprüfungen abzuwählen, und so gab es auch einige, die die Englischprüfung gestrichen haben. Klasse, weniger zu korrigieren. Nächste Woche ist dann der mittlere Schulabschluss dran, mit meinem Kurs haben wir ansatzweise Gymnasialniveau, irgendwie gehe ich davon aus, dass ich mir bei ihnen keine so großen Sorgen machen muss. Es sind vielleicht nicht ausschließlich Einserkandidaten, aber die Arbeitshaltung ist (zumindest ein bisschen) anders.
Da tut mir ein wenig Abwechslung zuhause ganz gut, und eventuell gibt es die ab nächster Woche, wenn dann der neue Teil The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom erscheint. Bis dahin ist auch hier Einiges zu tun, einen Videogruß für meine Eltern aufnehmen, aufräumen und viel Schlaf eines schlaflosen Wochenbeginns nachholen. Und Konferenzen hier, da, dort.
Ich wünsche Euch viel Energie (die große Buba sagt Edhergighie) und Geduld für die anstehende Zeit!
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