Heute seid Ihr Helden |
Heute haben unsere Prüflinge die Ergebnisse der ESA/MSA-Abschlussprüfungen bekommen. Ist ein interessantes Gefühl, ihnen danach zum ersten Mal in die Augen zu schauen. Ich kann anhand der Augen ihre Gefühle nicht so gut erkennen. Einfach ist es, wenn jemand freudig strahlt, aber sobald es um feinere Nuancen geht, bin ich raus. Eine andere Schülerin schaut mich an, ich habe den Eindruck, dass sie lächelt, aber dann sagt sie, dass sie den Jahrgang wiederholen wird. Ich kann sowas einfach nicht zuordnen.
Ich mache ihnen aber klar, dass ich stolz auf sie bin. Sie haben ihren Schulabschluss bestanden, und das ist toll, gerade wenn ich bedenke, wie sehr ein paar Schüler zu kämpfen haben. Und dann kommen die ersten Fragen: "Meinen sie, ich sollte eine mündliche Prüfung machen, damit ich meine Note nochmal verbessern kann?" In Deutsch und Mathematik ist das möglich, in Englisch nur, wenn man die Englischprüfung gestrichen hat (weil dort der obligatorische sprachpraktische Teil bereits eine mündliche Prüfung ist).
Und dann muss ich all' meinen Mut zusammennehmen und sagen: "Nein." Ich ringe nach Worten, um das nett rüberzubringen - aber es ist eben so, dass bei allen Menschen die kognitiven Fähigkeiten irgendwann ausgereizt sind und nicht jeder sich auf eine sehr gute Note steigern kann. Und die "Aber das ist doch ein tolles Ergebnis!"-Phrase rutscht mir nicht raus.
Faszinierend war es da, dass ein Schüler heute in der Pause ernsthaft meinte, dass mir die Schüler bestimmt leid tun, wenn ich ihnen sagen muss, dass es keine Möglichkeit zur Verbesserung gibt, zum Beispiel keinen Aufstieg in die Oberstufe. Es bricht mir manchmal das Herz, aber an diesem Punkt zählen kalte Fakten und Zahlen auf dem Papier, diese Note mit zwei Nachkommastellen, und das soll jetzt Aussagekraft haben.
Ich sage ihnen nicht, dass diese Zahl immer etwas von Willkür hat. Ich sage ihnen auch nicht, dass diese Zahl ihre Zukunft mit Sicherheit beeinflussen wird. Mir schwebt vor dem geistigen Auge jedes mal eine Eins Komma Neun, die mir keine Türen geöffnet hat, sondern bestenfalls die Möglichkeit verschafft hat, diese Tür anzuschauen. Und weiterzugehen. Hoffentlich schreiben auch einige der SchülerInnen Briefe, obwohl sie die Schule verlassen und es ihnen egal sein könnte. Wäre schön, wenn jemandem bewusst wäre, dass ich diese Kiddies im Fach Englisch zu ihrem Abschluss geführt habe.
Jetzt kommt für Euch der große Blick nach draußen - nicht mehr täglich auf die Tafel gerichtet, sondern auf Eure eigenen Ziele, Wünsche und Träume. Mutig voran!
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