Samstag, 5. September 2020

Das Leben geht seinen Weg

Vertrocknete Blätter bleiben, wo sie sind.

Worüber schreibe ich denn heute mal? Darüber, dass ich vollkommen von der Kieler Woche überrascht worden bin? Dass ich das nur anhand der kleinen Fahnen auf den Bussen bemerkt habe? Dass ich letzte Nacht zufällig über einen beeindruckenden, sehr verstörenden Film über Kindesmissbrauch gestolpert bin, der mich noch nicht loslässt? Dass jetzt gerade vor dem offenen Fenster eine Krähe kräht?

Nein, nur ganz kurz über Melisse Etheridge. Sie hat das Bad für sich erobert, ist so stark gewuchert, könnte man sagen, dass sie Chuck der Pflanze das ganze Tageslicht genommen hat, mit ihren Blättern am Fenster. Deswegen wurde CdP jetzt erstmal in die Wohnung ausquartiert. Und meine Mutter hatte mir empfohlen, den Melissenwald ein wenig zurückzuschneiden, damit die Pflanze neu ausschlagen kann. Recht hat sie, aber genau das habe ich bisher nicht gemacht.

Ich habe ME einfach auf der Fensterbank wachsen lassen. Ich habe sie versorgt (die irre Tante säuft wie ein Loch!), und sie ist von kleinen Saatkörnern zu einem Biotop mutiert (ist es nicht toll, dass man jetzt mit Altgriechisch erklären kann, dass ein Biotop ein "Ort für das Leben" ist? Ich bereue mein Studium kein bisschen, auch wenn ich de facto kein Latein mehr unterrichte). Die Fensterfront lebt noch, aber einige der dem Bad zugewandten "Bäume" sind abgestorben, weil sie kein Sonnenlicht mehr bekommen. 

Ich finde das total faszinierend, weil ich jetzt mal live und in Farbe erleben kann, wie das Leben seinen Weg findet und geht. Würde ich die abgestorbenen Pflanzenteile abschneiden, wollte ich womöglich eine Perfektion erreichen - damit die Pflanze gut aussieht. 

Muss aber nicht perfekt sein. Ich finde natürlich an dieser Stelle irgendwie schöner. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen