Irgendwie musste ich daran denken... |
Die Amerikaner sind stolz auf ihre Demokratie - beziehungsweise ihre Interpretation des Begriffs, abhängig von der politischen Orientierung. Ist das nicht toll: Es gab vor gut einer Woche mal wieder ein school shooting, viele Menschen sind danach auf die Straße gegangen für gewaltfreien Protest und den Schrei nach strengeren Waffengesetzen. Unter den Protestierenden waren auch zwei Mitglieder des Parlaments von Tennessee. Ex-Mitglieder, kann man jetzt sagen, denn sie wurden daraufhin quasi gefeuert. Zwei African Americans weniger, und der Aufschrei ist enorm. Pikant: Die weiße Abgeordnete, die ebenfalls mitdemonstriert hatte, darf bleiben.
Was hat das noch mit dem Recht auf Meinungsfreiheit zu tun? Stimmen, die uns nicht passen, werden einfach unterdrückt? Parlamente "gesäubert"?
Ob die USA wirklich noch eine Demokratie sind, kann ich seit ein paar Jahren nicht mehr beurteilen. Das alles erinnert mich an den Churchills Ausspruch "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen - ausgenommen alle anderen." Demokratie ist anstrengend und erfordert die Bereitschaft, mit entgegen gesetzten Meinungen in einen Diskurs zu gehen. Das ist letztlich einer der Hauptaspekte der Oppositionsarbeit - Probleme und Alternativen aufzuzeigen, damit es nicht zu einer Autokratie kommt. Interessenvertretung aller Teile der Gesellschaft, die an den Wahlen teilgenommen haben.
In den USA wird die Schlammschlacht (die große Buba sagt Schwammsch-eh-wacht) immer niveauloser, hat mittlerweile zumindest seitens vieler Republikaner nichts mehr mit politischen agenda zu tun, sondern mit Diffamierung der anderen Partei. Laut Marjorie Taylor Greene sind die Demokraten alle Pädophile, das könne man an der "Frühsexualisierung" der Kinder ablesen. Und die Tante hat momentan durch ihre Posten zumindest ein Sprachrohr für den Scheiß, den ihr Gehirn mitunter absondert. Änderung, nicht "mitunter", sondern "ständig". MTG ist die Frau, die die kalifornischen Waldbrände auf Jewish space lasers zurückgeführt hat.
Dagegen sind die Vorgänge in unserem Bundestag fast schon intellektuell, dürfen fast schon als "Politik" bezeichnet werden. Selbst die AfD gibt in ihren Redebeiträgen hin und wieder handfeste Argumente neben den üblichen Verunglimpfungen.
Ich bin froh, dass ich kein amerikanischer Politiker bin. Angesichts der grenzenlosen Dummheit (ob Einstein wohl mal im House of Representatives gesessen hat?) würde mir längst der Kopf geplatzt sein. Was zeigt, dass ich nicht die nötige Offenheit - Stichwort Diskurs mit der Gegenseite - für demokratische Arbeit habe, so scheint es.
Aber naja, in meinem autokratisch geführten Frontalunterricht brauche ich das schließlich auch nicht.
post scriptum: Über einhundertdreißig "mass shootings" in neunzig Tagen des Jahres - die USA scheinen auf einen neuen Rekord hinzuarbeiten...
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