Mittwoch, 30. April 2025

Arbeitslosigkeit (wieder) erlernen


Es dauert bei mir immer recht lange, bis mein Kopf realisiert hat, dass ich arbeitslos bin. Dass ohne Arbeit die Tage plötzlich doppelt so viele Stunden haben. Jetzt ist erstmal alles an Bürokratie bearbeitet und ich warte auf "Wir benötigen von Ihnen noch..."-Post vom Jobcenter, damit mein Antrag auf das Bürgergeld - dass es ja bald so nicht mehr geben soll - abgeschlossen werden kann.

Erst in dieser Woche ist mir das mit der Arbeitslosigkeit richtig bewusst geworden, als ich meinen Schulschlüssel abgegeben habe. Das ging dann gleich erstmal in einen depressiven Schub, gefolgt von dem Gefühl, bei dem Antrag wieder alles falsch zu machen und dass es in der Wohnung absolut unmöglich aussieht.

Und hier beginnt das Neu-Erlernen: Kleine Schritte gehen, einen nach dem Anderen. Und unbedingt auf irgendeine Art beschäftigt bleiben, damit die Zeit umgeht. Neues Videospiel, Serie, Buch. Wie passend, dass ich da noch einen Buchtipp von meinem Psychiater auf dem Tisch habe - ist ein ordentlicher Brocken, das könnte ablenken.

Und ich sollte auch nicht so sehr versumpfen, dass ich den Stellenmarkt aus dem Blick verliere. Es geht ja recht schnell, in drei Minuten habe ich alle für mich in Frage kommenden Plan- und Vertretungsstellen gesichtet. 

Ach, und dann vielleicht noch etwas zu Essen für den freien Tag besorgen - das vergesse ich ziemlich gern...

post scriptum: Das Nervgste sind die Kontoauszüge der letzten drei Monate, die man  einreichen muss. Wenn man so umständlich ist wie ich, dann hat man sie nur in Papierform (ich mache kein Online-Banking) und muss dann eben 81 Seiten Auszüge einscannen. Aber die entstehende PDF-Datei darf maximal neun Megabyte groß sein. Da bleibt einem schon mal fast das Herz stehen, wenn man fast eine Stunde lang Sachen möglicherweise umsonst gescannt hat... zum Glück kann man bei Adobe PDFs online komprimieren, das war super.

Montag, 7. April 2025

I feel me to puke


Ja, ich hatte ewig keine dieser denglischen Verballhornungen mehr. Jetzt wird es aber Zeit, denn ich fühle mich zum Kotzen. Gar nicht mehr wegen der Arbeitslosigkeit, aber da war ein wenig Beruhigungsmittel nötig.

Nein, ich muss wieder alle zwanzig bis dreißig Minuten zur Toilette. Fünfzehn bis zwanzigmal am Tag; das ist genau wie vor der Therapie. Es fühlt sich an, als hätte ich nicht mit der Kortisondosis runtergehen sollen, aber ich kann sie ja schlecht eigenständig wieder erhöhen, dazu sind Kortikoide zu stark in Wirkungen und Nebenwirkungen. Also ist ein Besuch bei'm Arzt dringend fällig - wenn ich mal wieder länger als eine halbe Stunde die Wohnung verlassen kann, ohne zu... naja. Könnt Ihr Euch ja denken.

Dass ich nie wieder gesund werden werde, das ist mir ja klar - aber ich hätte gern eine längere Remissionsphase, endlich einmal durchatmen, endlich keine Schmerzmittel mehr flaschenweise trinken, endich nicht mehr regelmäßig in der Schule anrufen und mich krank melden - wobei sich Letzteres ja eh' bald erledigt hat.

Stichwort Abschied: Ich sollte das Wochenende nutzen, um ein paar kleine Abschiedsbriefe zu schreiben, denn einige KollegInnen haben sie sich echt verdient durch ihre tolle Unterstützung. Die Arbeit an der Theodor-Storm-Gemeinschaftsschule war anstrengend, aber horizonterweiternd und einfach total schön. Jetzt heißt es aber wieder "Ihre Bewerbungsmappe ist fehlerfrei" - so oft mittlerweile gemacht, das geht mit links. Anfangs waren immer irgendwelche Buchstaben oder Zahlen vertauscht, oder hier fehlte ein Punkt und dort ein Formular.

nach dem Wochenende

Ich fühle mich noch mehr zum Kotzen. Noch zwei Tage krank gemeldet, morgen zum Arzt, heute neue Medizin geholt. Ein bisschen deprimierend, wenn man nur noch eine Woche an der Schule hat und davon zweieinhalb Tage wegfallen - der halbe Tag, da geht es um eine Freistellung für einen Termin bei'm Psychiater, die sind sauschwer zu bekommen...

Und wenn man sich dann noch ein bisschen weiter runterziehen will, dann schaut man Serien. Momentan trendet gerade eine britische Miniserie auf Netflix, mit absolut hervorragenden Rezensionen. Vier Episoden je eine Stunde, Adolescence, über einen dreizehnjährigen Jungen, der möglicherweise eine Tat begangen hat, die seine Familie komplett zerreißt. 

Absolut realistisch, leider, und aktuell - Incel-Thematik, Pubertät, Mobbing, Männer- und Frauenrollen. Brillant gespielt bis in die kleinste Rolle mit einzelnen Szenen, die mir das Herz zerrissen haben. Gehört für mich in die Kategorie "Ich bin sehr froh, dass ich sie gesehen habe - aber einmal reicht." Ganz große Empfehlung, aber danach sollte etwas Positives für die Seele folgen. 

Das kann schon ein Heizkissen in einer verkühlten Wohnung sein.