Freitag, 15. Juli 2016

Nachricht an die (andere) alte Schule


Diese Botschaft geht nach SPO (Was sollen diese fünf Buchstaben bedeuten? Sankt! Peter! Dorf!) und erinnert mich an meine Anfänge an jener Schule. Ich hatte mitbekommen, dass der Gemeinschaftsschulteil der NOS einen gewissen Ruf hatte, der wohl nicht sehr positiv war. An den Lehrern wird es nicht gelegen haben: Ich finde es toll, wie einige Kollegen dort einen schülerorientierten Unterricht machen und auf jede mögliche Weise das Potential der Schüler herauszukitzeln versuchen. Ist echt so! Auch wenn das jetzt einige meiner ehemaligen Schüler lesen und sich denken "Boah, aber Herr XX und Frau XY sind total scheiße". Daraufhin kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Nein, liebe Schüler der Nordseeschule in Sankt Peter-Ording. Ich bekomme langsam Vergleichswerte und kann Euch sagen, dass Ihr von einem sehr aufgeschlossenem Kollegium unterrichtet werdet. Das ist eine bunte Truppe, und das ist auch gut so! In der Schülerschaft spiegelt sich das auch wider. Trotzdem Ihr eine kleine Schule seid, ist die Vielfalt bei Euch bemerkenswert. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kollegen mit Andersartigkeit offen umgehen und sich auch neugierig zeigen. Keine Anpassung an bestimmte Richtlinien, die von irgendwoher suggeriert werden.

Und das wirkt sich auch auf Euch aus, liebe Rasselbanden, die ich mal unterrichtet habe! Denn an der Nordseeschule wird nach einem Prinzip gearbeitet, das sich "individuelle Wertschätzung" nennt. Leider gibt es da auch ganz andere Schulen. Und Ihr habt zwei hervorragende Sozialpädagoginnen, von denen ich so viel habe lernen können für meine eigene Arbeit als Lehrer. Bei Euch wird direkt gearbeitet: Bei Problemen kommt eine SozPäd' auch gern mal in den Unterricht - oder man lässt den Unterricht in ihrem Raum stattfinden.

Das klingt banal, ist aber immens wichtig! SPO war für mich als Lehrkraft eine absolute Luxusschule - ich werde die Vorteile hier jetzt nicht aufzählen - und nach einem halben Jahr Arbeit hatte ich mich an diesen "pädagogischen Luxus" gewöhnt. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, dass es an manchen Schulen auch interpersonelle Kälte geben kann. Irgendwie waren alle an der Nordseeschule Beteiligten - Schüler, Lehrer, Angestellte, jeder eben - wie eine große Familie. Da wurden Probleme unbürokratisch gelöst. Da wurde direkt am Schüler gearbeitet anstatt an Aktennotizen.

Warum schreibe ich das heute überhaupt? Weil meine ehemalige Klasse mich heute zum Grillen eingeladen hat, ein letztes Mal die ganze Truppe zusammen - und ich hab mich riesig darauf gefreut! Auf all die spannenden Schüler der Klasse, mit all ihren Eigenheiten, und auch auf die Kollegin, bei der die Party steigt. Aber ich habe es die letzten Tage über immer wieder husten und räuspern hören, und nun bin ich matschig und mit Erkältung im Bett. Ich schwitze sogar, während ich diese Zeilen tippe.

Mein Appell an alle NOSler:

Genießt Eure Zeit an dieser Schule! Ihr wisst gar nicht, wie gut Ihr es habt (doch, einige schon). Schüler, freut Euch, dass Ihr als Individuen wahrgenommen werdet und mit Euren Macken akzeptiert werdet. Lehrer, freut Euch, dass Ihr so große Freiheiten bei der Ausgestaltung des Unterrichts genießen könnt! Für mich war die Nordseeschule in Sankt Peter-Ording die perfekte Schule. Auf meiner Prioritätenliste steht ganz oben allerdings mein Privatleben, deswegen bin ich jetzt in Kiel. Und habe den Unterschied zwischen Eiderstedt und Kiel sehr deutlich zu spüren bekommen.

Es ist Eure Zeit: Macht was draus!

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