Doch nach diesem ironischen Einstieg zurück zum Ernst. Der Mensch befleißigt sich der lateinischen Sprache auf dem Weg in seinen Fitnesstempel, indem er konstatiert: Mens sana in corpore sano. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper (Latinisten wissen, worauf das jetzt hinausläuft). Das ist also der Aufruf an alle trägen, unsportlichen Menschen wie mich, der mir sagen soll: Wenn Dein Körper fit ist, dann wohnt darin auch ein wacher Geist.
Hier wurde ein Zitat hinsichtlich seiner Bedeutung ein wenig gebogen. Da gab es doch mal in der Antike diesen Juvenal, der hat "mens sana in corpore sano" geschrieben. Wer es nachschauen möchte, findet das in der zehnten Satire, Vers dreihundertsechsundfünfzig - es ist immerhin korrekt zitiert. Aber da steht kein "ist". Da steht nicht "In einem gesunden Körper ist ein gesunder Geist". Wie haben wir das dann zu verstehen?
Die zehnte Satire beschäftigt sich mit allen möglichen Dingen, die man von den Göttern erbitten könnte. Reichtum, Schönheit und so weiter. All diese Wünsche werden demontiert im Tenor "Warum sollte man das alles wollen?" Es stellt sich daraufhin die Frage, ob man denn für überhaupt irgend etwas beten/bitten (orare) sollte. Und daraufhin folgt dieser Vers:
orandum est ut sit mens sana in corpore sano
Man soll also darum bitten, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohne. Um die Bedeutung des Verses mal ganz bildlich darzustellen - denn wir sprechen hier immerhin über eine Satire: Da sitzen zwei kluge Menschen in der Sonne und betrachten die Männer, die ihre Muskeln stählen. Sie haben Respekt vor dieser Leistung, doch dann stößt der Eine den Anderen an und raunt: "Naja, wollen wir mal hoffen, dass in diesem aufgepumpten Körper auch ein wacher Geist ist." Ausgehend davon, dass es eben nicht so ist. 10.000 Volt in den Armen, aber in der Birne brennt kein Licht.
So, das war klug geschissen, hält mich alles aber nicht davon ab, morgen ein neues Paar Sportschuhe zu kaufen.
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