Dienstag, 24. Mai 2016

Die Farsta-Methode

Dieser Artikel ist spannend zu schreiben und ich bin heilfroh, dass Blogspot den Entwurf alle paar Sekunden speich aufgehängt denn mein Rechner spackt zur Zeit sehr fleißig rum. Um das zu veranschaulichen, schreib ich hier einfach rein, wo die olle Trulla sich überall a aufgehängt Am besten, ich lasse das Gerät eingeschaltet und mache während der Abstürze irgendwas Anderes, mal sehen, wie lange es auf diese Weise dauert, den Beitrag zu schreiben. FirefoxNeustart Und ich weiß noch nichtmal, ob ich den Artikel überhaupt heute posten kann.

Mir wird dabei mal wieder bewusst, wie abhängig man sich doch von der Technik macht. Ich muss nachher unten bei einer Nachbarin einen Zettel an di WindowsNeustart Na toll, dabei hatte ich den Absatz fast fertig. Jedenfalls, einen Zettel drankleben. Irgendwie geht ja ohne Facebook gar nichts, ich rege mich grad ein wenig über mich aufgehängt Okay, ich muss das anders machen, so werde ich nie fertig, ich lass' erstmal diverse Systemprogramme durchlaufen, inklusive Defragmentierung. Wir lesen uns dann vermutlich morgen wieder. Ich frage mich, wann ich es sch aufgehängt das online zu posten.

-------------thematischer neustart-------------

Es gibt ja den abgesicherten Modus, in dem man die ganzen Systemchecks machen kann, zum Glück. Ich hab irgendwann aufgegeben, hier weiterzuschreiben. Momentan funzt die Technik und ich kann den Artikel also dem Thema der Farsta-Methode widmen.

Es handelt sich hierbei um eine Verfahrensweise bei Mobbing-Fällen in der Schule. Der Name stammt von einem Stockholmer Stadtteil, in dem die Methode entwickelt wurde. Ich bin mir sicher, dass sich darüber intensiv streiten lässt, deswegen stelle ich das hier mal für alle (angehenden) Pädagogen zur Disposition.

Es handelt sich hierbei um ein konfrontatives Interventionsprogramm: Nachdem der vorliegende Fall von einem Team (vorgeschlagen werden zwei bis fünf in Gesprächsführung ausgebildete Personen) gründlich recherchiert worden ist (Wer? Wo? Was? Wann? Wie lange?), wird zunächst der folgende Ablauf gründlich organisiert, damit es zu keinen Wankelmütigkeiten seitens der Pädagogen im späteren Gespräch kommen kann. Jenes Gespräch, die Befragung des Täters (oder der Täter, in diesem Fall getrennt voneinander), steht im Mittelpunkt der Maßnahme, deren zu vermittelnde Botschaft lautet: Mobbing wird an Schulen nicht geduldet. Grenzen und Regeln müssen gesetzt, eingehalten und deren Nichteinhaltung mit Konsequenzen geahndet werden.

Der Täter wird ohne Vorankündigung aus dem Unterricht geholt und mit seinen Taten konfrontiert, dazu wird ein Gesprächsverlauf vorgeschlagen:

Abschließend wird eine Art Vertrag geschlossen mit dem Ziel, eine Wiederholung des Verhaltens nicht zuzulassen.

Ich finde bemerkenswert, dass für dieses Gespräch zwei Zeitstunden empfohlen werden.

Meine Meinung: Ich habe nun zwei Jahre an einem GemS-Teil gearbeitet, an dem also Haupt- und Realschüler und nur sehr wenige Gymnasiasten (im einstelligen Bereich pro Jahrgang) unterrichtet werden. Weiterhin wage ich es nach wie vor, jene Schule als einen pädagogischen Brennpunkt zu bezeichnen, da viele Kinder aus jugendpädagogischen Einrichtungen (a.k.a. Kinderheimen) sowie Internatskinder dort unterkommen. Sie haben nicht per se schwierige Hintergründe, aber die Quote ist sehr hoch. Es hat Gründe, warum sie im Heim oder im Internat sind.

Dementsprechend bin ich mit vielen disziplinarischen Zwischenfällen konfrontiert worden, auch mit einigen Mobbing-Vorfällen. Darin eingebunden habe ich mich überzeugen lassen von der Haltung unserer Sozialpädagogin. Sie ist sich sicher, dass wir (als Pädagogen) das Verhalten der Täter nicht ändern können, schon gar nicht die Täter selbst. Ein erster Schritt liegt also in der Stärkung der Opfer (ähnlich dem sogenannten No-Blame-Approach), um für die Täter weniger interessant zu erscheinen.

Das bedeutet nicht, dass man nicht mit den Tätern spricht. Man kann sie mit den Geschehnissen konfrontieren - allerdings nicht in der "Du hast..."-Form (und auch noch alles belegt mit einem dicken Unterlagen-Ordner, danke, ich weiß, wie erniedrigend das sein kann), sondern in der "Sarah hat mir einen Fall geschildert, mich interessiert Deine Version." - und auch nur, wenn das vorher mit Sarah gründlich besprochen wurde. Ziel ist nicht die Kriminalisierung der Täter, sondern das Finden von Ursachen, denn jedes Verhalten hat eine Ursache und meine humanistische Haltung sagt mir nach wie vor, dass jeder Mensch eigentlich gut ist.

Ich bin von der Farsta-Methode nicht überzeugt. Wenn ich das Gesprächsblatt (s.Bild) sehe, wirkt das Gespräch wie ein Polizeiverhör. Die Anberaumung auf ein bis zwei Zeitstunden finde ich erdrückend für einen Schüler. Die Formulierung "Wir werden Dich ... lang beobachten" tut mir fast schon weh. Die Konfrontation lässt explizit keine "Rechtfertigungsstrategie" zu. Das kann ich zwar verstehen, aber nicht gutheißen, da hier jeder Versuch, ein Verhalten zu erklären, im Keim erstickt wird. Es geht ausschließlich um harm reduction, nicht Ursachenbekämpfung, und ich wage zu behaupten, dass der Täter nach der Beobachtungsphase und dem abschließenden Gespräch leicht rückfällig werden kann, da sich an seinen Lebensverhältnissen nichts geändert hat.

Ich lasse mich gern eines Besseren belehren und bin auf Eure Meinungen gespannt. Hängt es vielleicht auch vom lokalen sozialen Gefüge ab, welche Methode zur Anwendung kommen sollte? Sozialer Brennpunkt gegenüber gehobenerem Viertel? Fehlt mir einfach die Erfahrung, um das vernünftig beurteilen zu können?

Internetquellen:
Die Farsta-Methode an der Hochschule von Darmstadt...
...und ein Kommentar der Sensationspresse.

post scriptum: Fakt ist, dass mein Notebook langsam den Geist aufgibt. Passend dazu ist heute der Status des Akkus um eine Stufe gesunken. Ich brauche ein neues Notebook. Ich brauche Geld. Ich brauche einen Job. Britta Ernst, hilf' mir!

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