Meine Waschmaschine kommt kaum hinterher - wobei das Hauptproblem darin liegt, dass die Wäsche nicht schnell genug trocknet, um die nächste Ladung aufzuhängen. So ist es eben, wenn unter der Woche die Sachen liegen bleiben. Und das wiederum passiert, gerade bei sensiblen Menschen, wenn sie an einer turbulenten Perspektivschule arbeiten, und das auch noch in Vollzeit.
Aber so voll der Stundenplan auch sein mag, so erfüllend ist die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern in schwierigen Situationen. Es ist physisch auslaugend, nach jedem sechsstündigen Schultag falle ich zuhause um und brauche Regeneration und Meditation - es fühlt sich an wie damals in St.Peter-Ording. Wenn man sich dann zwischendurch auch noch den Fuß verknackst und in kleinen Schrittchen über den Schulhof humpelt, dann ist das doppelt anstrengend - aber alles auf dem Weg der Besserung.
Nun ist es also wieder soweit, das gegenseitige Beschnuppern mit dem neuen Kollegium und der neuen SchülerInnenschaft. Jede neue Lehrkraft bekommt einen Partner an die Seite gestellt, wie ein Mentor, das ist eine nette Idee - und weil wir als Perspektivschule gefördert werden, sind in den I-Klassen (bei uns 75% der Jahrgänge) fast alle Stunden im Plan doppelt und einige sogar dreifach besetzt. Das entlastet mich als Lehrkraft ungemein, dazu kommt der I-Klassenteiler von zwanzig und ich habe eine Mannschaft an Kiddies da, die ich bändigen kann. Ich wünschte, ich könnte immer so arbeiten.
Ich kann gar nicht verstehen, dass es Schulen gibt, die keine Perspektivschule sein wollen, denn "das schade ja dem Image der Schule"...
Aber natürlich steht dann an jedem Wochenende der Blick in's Internet an - gibt es irgendwo eine neue passende Planstelle? Das Dilemma, wenn man nicht das Richtige studiert hat.
Schon der erste Tag in der neuen Atmosphäre hat gut getan:
Montag
Jetzt ist es wieder so weit, nach dreizehn Monaten Regungslosigkeit. Mit einem aufgestockten Stundenplan in der Hand, war es heute Zeit für eine Art Einstimmungstreffen der neuen Lehrkräfte und Schulleitung.
Ich muss zugeben, ich hatte etwas Angst im Gepäck, als ich morgens im Bus zur Schule gesessen habe. Nagende Zweifel, würde ich nach so langer Pause wieder in die Arbeit reinkommen, kann ich gleich mit so vielen neuen KollegInnen und Räumen und SchülerInnen starten?
Am Ende des Treffens habe ich mich dort richtig wohl gefühlt, willkommen und gut aufgehoben. Auf dem Weg zur Bushaltestelle bin ich dann noch mit drei Schülern in's Gespräch gekommen, Mittelstufe, sehr sympathisch, die auch recht zügig zur Frage gekommen sind, ob ich Frauen oder Männer mag. "Beides", habe ich ihnen dann erklärt, weil ich mich nicht unnötig festlegen will, und damit war das geklärt.
Die Jungs haben mich dann noch darüber aufgeklärt, was es mit der Modemarke Balenciaga auf sich hat, weil sie dachten, meine Schuhe (New Rock Boots) seien vielleicht von denen. Und einer von ihnen hatte ein Oberteil von Dior. Kleine Nachwuchs-Talahons ;-)
Und so bin ich hier kaputt zwischen Wäschestapeln und Post und arbeite alles Liegengebliebene nach und nach ab, und vielleicht kann ich mich morgen endlich von meinem Bart trennen. Der ist entstanden, weil ich zum Rasieren zu schlecht sehen konnte. Die Entzündung der Augen geht immer weiter zurück und ich kann wieder besser sehen, man könnte fast sagen, es geht in jeder Hinsicht gut voran.
Ich hoffe, dass Eure erste Schulwoche mehr war als nur "zurück in den alten Trott". Ich wünsche Euch, dass Ihr von Euren Kiddies genau so viel zurückbekommt, wie Ihr investiert, und auch wenn es manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen wirkt und man sich fühlt, als käme man kaum voran: Die Kleinen wissen diese Anstrengungen zu schätzen, wenn man erstmal einen Zugang zu ihnen gefunden hat.
Habt viel Spaß, und es ist nicht mehr lang bis zu den Herbstferien ;-)
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