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Donnerstag, 10. März 2022

Bus Richtung Frieden


Mittlerweile positioniert sich jeder zum Krieg in der Ukraine, und ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Vielleicht, dass es ein Zufall war, dass ich gerade heute zwei Busse der KVG gesehen habe, die statt der üblichen "Dienstfahrt"-Anzeige ein "Stoppt den Krieg!" vorn und an der Seite in Leuchtschrift hatten. Zufall, weil die AYAOTD-Geschichte heute in der Schule sich ausgerechnet Neunzehnachtundsechzig zugetragen hat - Flower Power und Peace-Generation. War ein großartiger Gesprächsanlass.

Vielleicht darüber, dass die ersten Flüchtlinge bei uns eintreffen - "uns" heißt Kollegen, die sich einsetzen, oder eben jene KVG. Und darüber, dass ich den Horror kaum mitansehen kann - wenn Putin Fluchtkorridore einrichtet und diese dann bombardieren lässt. Wenn er Krankenhäuser zerstören lässt. 

Dieser komische kleine Mann an seinem überlangen Tisch, an dem selbst "Vertraute" fünfzig Meter entfernt sitzen (die Buba spült und sagt "pfömpfzig"). Ich muss an Stauffenberg denken - und dabei habe ich keine Ahnung von Geschichte. Scheint, als ob die wesentlichen Punkte irgendwie hängenbleiben. 

Und ich finde den Vergleich erwähnenswert: Die USA und die Ukraine haben beziehungsweise hatten einen TV-Entertainer zum Präsidenten (wer es noch nicht gehört hat - Selensky war Comedian, und Trump Vollidiot). Der eine allerdings ist feige, behäbig, eine Schande für sein Volk - und der andere mutig, leichtsinnig, unterstützt sein Volk. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Trump sich in Selenskys Situation mit einer Tüte Hamburger und einem Fernseher in Sicherheit hätte fliegen lassen.

Keine Ahnung. Jeder Tag Krieg ist einer zu viel. Aber das ist leider typisch menschlich: Angst, Aggression, Misstrauen, Waffen, Neid - das steckt in jedem von uns. Immerhin hat das Lojong-Training das Ziel, dem nicht nachzugeben. Deswegen interessiere ich mich dafür.

Donnerstag, 21. Februar 2019

Wie wäre das?

Wir können nicht wissen, wie das ist. Und dafür sollten wir sehr dankbar sein.

Wie wäre das wohl?

Wenn Du Schüler durch den Themenkorridor Globalisation bringen sollst und ihnen erstmal die Grundlagen erklärst? Wenn Du mit ihnen ein kleines Experiment durchführst, um bei ihnen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es einen Unterschied geben kann zwischen personal values, den für jeden persönlich wichtigen Werten, und den global values, jenen Werten, die es ermöglichen können, in einer friedlichen Welt zu leben? Und wenn sie dann ihre persönlichen TOP3-Werte ankreuzen sollten? Und Du sammelst die Ergebnisse dann auf einer Folie und wirfst sie an die Wand, wie wäre das?

Wie wäre das, wenn Du dann siehst, dass ganz viele von ihnen die persönliche Gesundheit als sehr wichtig einschätzen, dass nur wenige von ihnen persönlichen Reichtum für wichtig erachten, das ebenso wenige von ihnen den Punkt intact nature angekreuzt haben? Wenn viele großen Wert auf friendship legen, oder auf career? Und scheinbar oberflächliche Werte wie beauty kaum eine Rolle spielen, und vielleicht nur vereinzelte Schüler den Mut oder den Grund haben, zu sagen, dass die Welt ohne Schönheit doch ein ärmerer Ort wäre? Und dann zu sehen, dass nur ein Mitglied der Klassengemeinschaft ein Kreuz gesetzt hat bei peace, wie wäre das?

Wie wäre das wohl, wenn Du dann Deine knapp dreißig Schüler fragst, warum nur ein Kreuz bei Frieden gesetzt wurde, was würden sie wohl antworten? Und wenn die Diskussion an der Stelle durch das Ende der Stunde abgebrochen würde? Und alle im üblichen Tempo in die Pause sprinteten und nur ein einziger Schüler noch einmal nach vorne käme?

Wie wäre das, wenn Du sofort sehen könntest, dass es der einzige Schüler mit Migrationshintergrund ist, der jetzt zu Dir kommt, und natürlich wüsstest Du, dass das Friedenskreuz aus seiner Feder stammt, weil er vor drei Jahren aus einem Land geflohen ist, in dem Krieg herrscht? Und wie wäre es, wenn ausgerechnet dieser Schüler dann zu Dir sagt: "Wissen sie, ich glaube, es hat keiner ein Kreuz bei Frieden gemacht, weil das für alle hier so selbstverständlich ist. Ich komme ja aus einem Land, in dem es nicht so schön ist, und ich bin so glücklich, endlich Frieden zu haben." Und Du lächelst ihn an, denn natürlich kennst Du diese Erklärung - aber trotzdem kommt er zu Dir und versucht das Verhalten seiner Mitschüler zu erklären, auf eine Art, die den Anderen an Reife weit voraus ist.

Wie wäre das wohl...?

post scriptum: Ich habe heute den Film "The Wicker Man" (1973) gesehen. Ein Film über eine Insel, auf der ein ungewöhnlicher Fruchtbarkeitskult zelebriert wird - und ein Polizist vom Festland, der dort hineingerät, um ein vermisstes Mädchen aufzufinden. Wirkt ein bisschen wie eine authentische Dokumentation, bis es dann zu einem unerwarteten Ende kommt, das ich wahrscheinlich nicht mehr vergessen werde. Großartig!