Sonntag, 31. Juli 2016

Zwei Uhr Dreizehn


Jeden vierten Freitag findet in der Traum GmbH in Kiel die Gays&Friends statt. Ich war da mal eine Zeit lang, habe aber vor etwa sieben Jahren aufgehört, dort hinzugehen.

Jetzt weiß ich wieder, warum.

Nicht meine Musik: Da läuft Pop, House, nichts, was mich ernsthaft reizt, schon gar nicht zum Tanzen. Und wenn ich dann sehe, wie alle mitsingen und ich selbst die Mucke überhaupt nicht kenne, trägt das ein wenig zu dem Gefühl bei, dass ich dort ein Fremdkörper bin.

Nicht mein Outfit: Mal abgesehen von ein paar sehr exzentrischen Paradetrinen sehen diese Tucken des 18-bis-24-Jahre-Rasters alle gleich aus. Mainstream-Fashion-Victims sind für mich keine Hingucker. Ich fühl' mich da nicht richtig aufgehoben.

Nicht meine Szene: Ich definiere mich bei Weitem nicht mehr so sehr über meine Sexualität wie noch vor zehn Jahren. Ich find' die schwule Szene nicht besonders... naja, ist eben nicht meine Szene. Ich komme mit der Unverbindlichkeit nicht so klar und ich beneide die ganzen Typen da um ihre Selbstsicherheit.

Nicht meine Folks: Ich find's tierisch langweilig, wenn ich dort rumsitze und - mit einer Ausnahme - nicht ein einziges bekanntes Gesicht sehe. Und ich bin kein Typ, der auf Menschen zugeht, sie antanzt oder womöglich anspricht. Unbekannte schon gar nicht. Stattdessen überall diese "fertigen" Pärchen - darauf kann ich verzichten. Und immer wieder schleicht sich der Eindruck ein, dass mehr &Friends da sind als Gays.

Unterm Strich: Zeitverschwendung. Das habe ich um zwei Uhr dreizehn beschlossen und mich wieder auf den Heimweg gemacht, und jetzt versuche ich der Nacht noch eine Bedeutung zu geben.

Und welcher Vollpfosten kommt überhaupt auf die Idee, bei so einer Party als Stempel ein Heteropärchen zu benutzen???

post scriptum: Also, man merkt vielleicht, dass ich den Artikel in der letzten Nacht geschrieben habe und dass ich ansatzweise genervt war. Und wenngleich es deprimierend sein mag, sich von der Playstation retten lassen zu müssen, so hat es doch geklappt. Und als Ausgleich für dieses Erlebnis gehe ich am zwanzigsten August zur Lost Souls - da gehöre ich schon eher hin.

Und beim Nachdenken über die Aussage dieses Posts sollte ich vielleicht noch eine Ermutigung hinzufügen an alle, die meinen, sie müssten es allen recht machen und dürften keine eigene Meinung oder keinen eigenen Willen besitzen. Ich hab in meinem Leben immer wieder Dinge gemacht, die mich wenig bis gar nicht gereizt haben. Ab einem gewissen Zeitpunkt bin ich z.B. nur noch meiner Gaby zuliebe auf die Gays&Friends gegangen. Und in meiner Jugend haben meine Eltern mich fünf Jahre lang Handball im Verein spielen lassen, obwohl mich das überhaupt nicht interessiert hat und ich immer mies drauf war, wenn ich zum Training sollte. Ich habe nie den Mund aufgemacht. Das fällt mir immer noch schwer, aber hin und wieder schaffe ich es mittlerweile.

Klar, wer mich kennt, weiß, an wen ich diese Worte in erster Linie richte, wenn nicht an mich selbst. Ich weiß, er wird diesen Beitrag nicht lesen, aber das macht nichts, denn ich habe bereits intensiv versucht, ihm klarzumachen, dass er seine Meinung sagen soll. Ich weiß nicht, ob er das mittlerweile hinbekommt. Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass wir erst dann weitermachen können, wenn er mir genug vertraut, dass er mir die Wahrheit sagen kann. 

Und ein drolliger Zufall will es, dass es jetzt vierzehn Uhr dreizehn ist. Perfekter Zeitpunkt, um Schluss zu machen.

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