Mittwoch, 20. Juli 2016

Projektwoche


Endlich erlebe ich mal wieder eine schulische Projektwoche mit. Nach ganz klassischem Muster - Lehrer überlegen sich zu Beginn des zweiten Halbjahres ein Projekt, das sie anbieten möchten und die Schüler tragen sich dafür ein. In der letzten Woche des Schuljahres wird das Projekt dann durchgeführt; Unterricht findet nicht mehr statt.

Klassische Projekte sind zum Beispiel "Kosmetika herstellen", "Einen Zeichentrickfilm machen", "Flashmob-Dancing", "Zaubertricks" oder das "Outdoor-Projekt", für das ich gestern und heute zur Aufsicht mit eingeteilt worden bin. Ich muss zugeben, ich war mir sehr unsicher, ob ich dafür geeignet bin. Ich bin ein Stubenhocker und Denkmensch. Ich bin in der freien Natur vollkommen verloren und handwerklich gänzlich unbegabt.

Allerdings wird das Projekt von einer Kollegin geleitet, die sich selbst als absoluten Outdoor-Freak bezeichnet und eine Ausstrahlung hat, mit deren Hilfe sie alle Mitglieder für die Sache begeistern kann. So sind wir also mit der Gruppe in den vollkommen verwilderten Schulwald gegangen - dort gab es nichts "Fertiges", nur Gestrüpp, lebendige und tote Bäume und eine verwitterte Waldhütte. Keine Wege, gar nichts weiter.

Dann haben wir das Werkzeug ausgepackt: Viele Sägen in unterschiedlichen Größen, Arbeitshandschuhe, Spaten, Axt, Kettensäge, Spitzhacke, Seile und vieles mehr. Von da an hat die Projektleiterin nur noch kurze Impulse gegeben und die Teilnehmer motiviert, selbst etwas anzustellen mit allem, was sie in diesem Waldstück vorfinden konnten.

Heute ist Tag drei, und sie haben so viel geschafft: Wege entstrüppt und mit dicken Holzbalken markiert, einen großen Platz freigeräumt, Bänke aus Baumstämmen gebaut und eine große Feuerstelle ausgehoben und mit Steinen begrenzt. Drei Waldhütten aus Ästen und Laub gebaut, eine davon mit eigener Feuerstelle. Kleinigkeiten gebastelt, zum Beispiel Knöpfe aus Holz oder ein Kästchen für Räucherstäbchen sowie eine Art Traumfänger - siehe Foto oben; Letzterer ist allerdings noch lange nicht fertig. Die Sachen hab ich gebastelt und gemerkt, dass es gar nicht so schwer ist, mit der eigenen Umwelt zu arbeiten.

Ein Plädoyer dafür, seinen Kindern die Natur aufregend zu gestalten und nicht immer jegliches Spielzeug fertig konfiguriert vorzusetzen. Eines der Highlights war ein etwa zwanzig Meter hoher Baum, den wir gefällt haben - das war aufregend, ich hab sowas noch nie in natura gesehen. Morgen gibt es dann ein großes Abschlusslagerfeuer mit aus alten Fahrradteilen selbst gebautem Grill. Die Kollegin hatte auch schon einmal eine Neigungsgruppe (=AG) zu dem Thema; ich würde mir wünschen, dass es wieder dazu kommt, denn die Schüler haben heute voll motiviert gearbeitet und sich in die Natur gestürzt, ohne auch nur ein Mal auf ihr Handy zu schauen. Ganz toll, und genau für solche Vielfalt und spannende Projekte liebe ich Projektwochen.

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