Freitag, 1. Juli 2016

Wo seid Ihr denn?


Eigentlich wollte ich diesen Beitrag "Scheiß Kackspacken im BMW" nennen, weil ich mich eben tierisch über einen solchen aufgeregt habe. Damit hätte ich ihm hier aber wesentlich mehr Aufmerksamkeit eingeräumt, als ihm zusteht. Sowas wird unter "peinlich" verbucht und Ende, und außerdem soll der Titel des Beitrags ja auch mal im Ansatz positiv klingen. Oder so. Gibt mir immerhin ein gutes Gefühl, dass in den Baustellen auf der A7 so gut wie überall geblitzt wird. Wenn sie da einen mit hundertsiebenunddreißig in einem achtzig-Bereich knipsen, freu ich mich, denn letztlich kann das ja andere Verkehrsteilnehmer ernsthaft gefährden. Überrascht es, dass es meistens Audi/BMW/Benz-Fahrer sind, die zu schnell fahren?

Meine erste Woche an der neuen Schule ist rum. Und ich fühle mich super! Kein Vergleich zu anderen Erfahrungen, die ich irgendwann mal habe machen dürfen. Das Kollegium ist nett, naja, soweit ich das bisher beurteilen kann: Ganz im Trend der Gemeinschaftsschulen haben wir kein großes Lehrerzimmer, sondern mehrere Fachstützpunkte mit fünf bis zwanzig Kollegen, das ist eine wunderbare Größe zum kollegialen Arbeiten. Und ich hab das Gefühl, dass man sich mir aktiv zuwendet - etwas, was ich eigentlich nicht so gut vertrage (hatte ich hier einmal erwähnt), aber an den Gemeinschaftsschulen wird das Miteinander nun mal groß geschrieben und da wird man auch als Neuling warm empfangen.

Die ESA und MSA-Prüfungen sind durch - dementsprechend leer ist es auf einmal in den Kursen der neunten und zehnten Klassen. Ja, da stehe ich im Unterrichtsraum vor dem nicht vorhandenen Kurs und frage etwas verzweifelt: "Wo seid ihr denn?" Kurse? Ach so, Wahlpflicht und so? Nein. In den Klassen sieben bis zehn findet bei uns sogenannte "äußere Differenzierung" statt.

An einer Gemeinschaftsschule sind Schüler unterschiedlichster Leistungen gemeinsam in den Klassen, vom zukünftigen Abiturienten bis zur integrativen Maßnahme (grausige Bezeichnung) mit Förderschwerpunkt "Lernen" ist alles dabei. Man kann nun also auf vier unterschiedlichen Niveaus innerhalb einer Klasse differenzieren. Man entwirft alle Arbeitsbögen in vier Versionen, stellt vier unterschiedliche Klassenarbeiten (heißen bei uns "Tests") und wird oftmals nicht allen Schülern gerecht. Das nennt man "innere Differenzierung"; im anderen Fall werden die Schüler anhand einer Lernstandserhebung in leistungshomogene(re) Gruppen sortiert.

Hier ist es für den einzelnen Schüler leichter, gemäß seiner Fähigkeiten zu arbeiten und der Lehrer kann gezielt auf ein Niveau eingehen. Dass diese unterschiedlichen Kurse die Bezeichnungen "schnell", "mittel" und "langsam" heißen, ist historisch gewachsen. Ich würde gern mal die Leser fragen: Sind diese Bezeichnungen demotivierend? Ich unterrichte derzeit einige langsame Gruppen.

Die Schüler haben sich zwar an die Bezeichnung gewöhnt, aber es ist trotzdem etwas demoralisierend, oder?

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