Samstag, 15. Juli 2017

Last loswerden

Blick in den Spiegel, Sachlage erkennen, das hilft nicht nur in Silent Hill 2.

Manchmal geht es einfach nicht weiter. Dann stecke ich in einer gedanklichen Situation fest und bin völlig unfähig, mich da herauszumanövrieren. Weil ich eigentlich so viel Anderes tun müsste: Ich müsste das Bad putzen, ich müsste Staub wischen, ich müsste einen Brief an meine Oma schreiben, ich müsste meine Eltern anrufen, ich müsste auf Nachrichten auf dem Anrufbeantworter antworten, ich müsste den Müll, der schon bereit steht, runterbringen, ich müsste etwas zu essen einkaufen, ich müsste Briefe wegbringen, ich müsste mit dem Arbeitsamt telefonieren, ich müsste mir einen neuen Job suchen, ich müsste den Wagen in die Werkstatt bringen. Was soll ich zuerst machen? Hat alles Vor- und Nachteile, und beim Nachdenken darüber werde ich depressiv, weil ich eh' Vieles wieder falsch machen würde, und fange gar nicht erst an. Setze mich vor die PS4 oder das Notebook. Allein. Im Dunkeln.

So kann ganz schnell aus einer manischen Phase eine depressive Episode werden. Dann kommen Freunde und geben Tipps, die ich nicht hören will, weil sie Recht haben. Und weil es bedeuten würde, dass ich endlich etwas anpacken müsste. Also mache ich noch weiter dicht, gehe auf Abstand und fahre auch noch alle Messenger herunter. Von der Sonne draußen bekomme ich nichts mehr mit, weil alle Rollos heruntergezogen sind und es fühlt sich an, als wäre es ein grauer Tag.

Scheinbar braucht es dann die Sannitanic, die sich sorgt und mir in einer ernstgemeinten Nachricht mein eigenes Verhalten wie in einem Spiegel vor Augen führt. Denn ich bekomme das ab einem gewissen Zeitpunkt gar nicht mehr mit, wie bei mir alles blockiert ist. Und so bricht heute ein Gedankenpanzer auf, zersplittert, öffnet den Blick für die Realität.

Ganz konkret bedeutet das, dass ich endlich angefangen habe, etwas zu tun und nicht nur drüber nachzudenken. Müll raus, durchgesaugt, Staub weggewischt, Rechnungen bezahlt. Mehr Platz zum Durchatmen schaffen, die ganze Last loswerden, damit ich nicht mehr blockiert bin. Irgendwo muss ich schließlich anfangen, und es nützt nichts, immer in der Zukunft zu leben und auf jener Grundlage Entscheidungen im Hier und Jetzt zu treffen. Ja, das ist tatsächlich wieder ein Hochbegabten-Problem, denn die HBs sind in Gedanken immer schon drei, vier Schritte weiter. Das kann zu einer echten Behinderung werden!

Morgen geht's weiter, Handeln ist angesagt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen