Montag, 16. Mai 2016

Voodoo

Seit dem Studium und der Auseinandersetzung mit den amerikanischen Südstaaten komme ich immer wieder in Kontakt mit Filmen, Videospielen, Literatur zum Thema Voodoo. Hochinteressant, diese andere Religion zu erleben, ihre Symbolik, ihren Glauben. Ein Glaube, der - meiner Meinung nach - sehr viel Respekt vor der Natur aufweist. Spiele wie die Last Half of Darkness-Reihe, Romane von Poppy Z Brite und Filme wie Die Schlange im Regenbogen (The Serpent and the Rainbow, 1988) bringen das Lebensgefühl etwas näher. Ich mag es, mich von fremdartiger Musik entführen zu lassen, Zaubersprüchen zuzuhören, Schamanen zu erleben, magische Artefakte kennen zu lernen. Letztgenannter Film stellt meinen jüngsten Ausflug in diese Welt dar; gestern begonnen und heute beendet.

Ein noch sehr junger Bill Pullman führt uns unter der Regie von Wes Craven nach Haiti, wo eine Medizin aufgetaucht sein soll, die Menschen von den Toten zurückholen kann; inwiefern diese Menschen dann allerdings als "lebendig" bezeichnet werden können, bleibt angesichts ihres zombieähnlichen Zustands fragwürdig. Die Thematik wird noch vor den ersten Bildern eingeführt mittels eines Bildschirmtextes, der uns aufklärt, dass im Voodoo die Schlange die Erde symbolisiert und der Regenbogen den Himmel - und dass es Menschen gibt, die nach ihrem Tod als Verfluchte dazwischen zu wandeln verdammt sind.

Pullmans Reise beginnt ohne viel Exposition bei einem Medizinmann, der ihm eine Substanz verabreicht, mit deren Hilfe er Einsichten erlangen soll - psychedelisch, ohne Frage. Der Zuschauer wird direkt mit der surrealen Art des Films vertraut gemacht. Gleichzeitig wirkt der Trip allerdings nicht besonders inszeniert, nicht aufgesetzt, man erhält nicht den Eindruck, als würde ein Filmset bereist.

Dieser Eindruck zieht sich durch den gesamten Film. Es wurde vor Ort gefilmt mit teils amerikanischer, teils haitianischer Besetzung. Die gezeigten Voodoo-Zeremonien inklusive Priester und Tänzer sind authentisch, sicherlich der non-fiktionalen Buchvorlage von Wade Davis geschuldet. Dabei wirken diese Szenen allerdings nicht wie im Telekolleg, nicht wie in der Sendung mit der Maus. Ich habe mich gefühlt, als könne ich wirklich etwas lernen, indem ich einfach an diesen teils uralten Ritualen teilhabe. Vielleicht habe ich das.

Nach und nach erforscht Pullman auf der Suche nach dieser (tatsächlich existierenden) Substanz den Voodoo, dringt immer tiefer in die haitianische Gesellschaft vor und wird verwickelt in die Belange des Diktators Duvalier, dem Pullmans Nachforschungen ein Dorn im Auge sind. Der Polizist, den er auf ihn ansetzt, ist selbst Voodoo-Magier und somit scheint alles darauf hinauszulaufen, als sei der finale Showdown kein Kampf des Fleisches, sondern des Geistes.

Ich habe den Film sehr genossen, die authentischen Szenen des Voodoo sind eindrucksvoll und Wes Craven zeigt wieder einmal, dass er einer der Meister des filmischen Horror ist.


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