Dienstag, 11. Oktober 2016

Ist das gruselig?


Im Englischunterricht ab Klasse sieben zeige ich gern wöchentlich eine Episode der kanadischen Jugendserie "Are You Afraid of the Dark?" - das stößt zunächst auf Verwunderung. Bei den Kollegen, die die eine Unterrichtsstunde nach ihrer Auffassung lieber sinnvoller verbracht sähen. Bei den Eltern, die sich fragen, ob ihre Kinder in der Schule jetzt nur noch DVDs schauen. Bei den Schülern, die nicht verstehen, was das soll.

Also gebe ich eine pädagogische Begründung. Oder ist es didaktisch? Oder methodisch? Ich zeige die Serie in der Originalsprache, in astreinem Englisch ohne Untertitel. Die meisten Episoden sprechen für sich, so dass man mithilfe von Bildern und wiederkehrenden Sprüchen erstaunlich viel verstehen kann. Und ich finde es angemessen, dass die Schüler endlich mal unbearbeitetem Englisch ausgesetzt werden und nicht immer nur den auf zwei bis vier Minuten zurechtgeschnittenen Texten auf der CD des Schulbuchs.

Dazu kommt, dass die Serie bisher bei dem Großteil der Schüler gut bis sehr gut ankommt. Das war auch an meinen alten Schulen so. Die Schüler sind gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt, sie sind tatsächlich wesentlich aufmerksamer als oft im normalen Unterricht. Und das Genre der Gruselserie zieht. Das gilt ebenso für Suspense- oder Thriller-Romane: Es wird ein Interesse erzeugt, das Ende der Geschichte zu erfahren. Und dafür überzieht man zur Not auch mal zwei, drei Minuten.

Und dann höre ich im Elterngespräch, dass die Kinder freiwillig zuhause bei Youtube nach weiteren Episoden suchen und sie sich anschauen - auch hier in Englisch, da die deutschen Episoden vermutlich erst ab Ende des Jahres sehr langsam online erscheinen werden. Einer meiner Schüler zieht sich in seiner Freizeit freiwillig eine englische Serie rein? Volltreffer, Dr Hilarius ist glücklich. Das entspricht meiner Überzeugung "Schule muss Spaß machen" und ebenso dem Konzept der Desuggestion, die das Bewusstsein des schulischen Kontextes bei Schülern für eine Weile vergessen macht.

Ich bin sehr zufrieden und werde das auch bei meinen zukünftigen Klassen weiter durchziehen. Und für alle, die sich ein Bild machen wollen, hier der Link zu einer der bekanntesten und besten Episoden der Serie, "The Tale of the Dream Girl", die ein gewisser Regisseur für einen gewissen Film schamlos abgekupfert hat:



post scriptum: Ab Klasse zehn wechsele ich die Serie und zeige gern die Originalserie der "Twilight Zone". Hier sind die Schüler ein wenig älter und können die teils tiefgründigen Episoden besser beurteilen - und sind zugänglicher für den einen oder anderen Twist.

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