Freitag, 17. Februar 2017

Wie bin ich hierher gekommen?


Wenn ich mit einem erwachsenen Hochbegabten rede, fühlt es sich an, als würde die ganze Unterhaltung per Gedankenübertragung ablaufen. Ich glaube, es liegt einfach daran, dass wir auf einer Wellenlänge liegen und unsere Gedankengänge kennen. So habe ich mich heute nach der sechsten Stunde mit einem kaum lebensfähigen Haufen an Intelligenz unterhalten. Ich darf das sagen, sie liest das wahrscheinlich jetzt gerade und schmeißt sich vor Lachen weg. Und ich bin auch nicht viel lebensfähiger, Essenvergessen, FingerbrechenundnichtzumArztgehen, das gehört nun mal dazu. Und ich sage es hier, wie ich es auch vorgestern zu Dr Schroer gesagt habe: Man muss es mit Humor nehmen, alles Andere bringt nix. So bin ich nun mal. So sind wir HBs eben (natürlich jeder anders).

Ich möchte als kleine Marginalie einfügen, dass Frau Schroer unglaublich freundlich und aufgeschlossen ist. Ich hatte mir vorher schonmal Arztrezensionen angeschaut (das nimmt mir die Angst) und die sind ausgenommen positiv, völlig zu Recht. Ich kann die Praxisklinik Kronshagen immer wieder nur empfehlen; vor etwa zehn Jahren wurden mir dort unter Narkose alle Weisheitszähne herausoperiert. Ich hatte solche Angst davor, dass ich das fünf Jahre lang seit Feststellung des OP-Bedarfs vor mir hergeschoben habe.

Dabei war die Angst völlig überflüssig! Die Menschen in der Klinik strahlen einen an, man wird schnell und sehr freundlich betreut, es wird alles in Ruhe erklärt, kein "Sie hätten aber..." oder "Wie kann man nur..." (Alex: Denn genau diese Sätze hören wir ja immer wieder!). Und die OP damals, Vollnarkose bei Dr Gnutzmann, Tranquillizer für den Vorabend, damit ich einschlafen konnte und nicht ängstlich im Bett gelegen hab, OP bei Dr Körner schien geklappt zu haben. Und wenn man nicht in Vollnarkose gehen soll, sondern nur ein Zahn rausoperiert werden muss, bekommt man die Möglichkeit, sich währenddessen eigens mitgebrachte Musik auf dem MP3-Player anzuhören. Ist das nicht toll? Ich könnte da in aller Ruhe zu meiner vertrauten Musik meditieren, während die mir im Mund rumsägen. Klasse! Keine Angst haben!

Wie bin ich jetzt eigentlich hierher gekommen, auf das Thema Zahn-OP??? Ach ja, ich wollte vom HB-zu-HB-Gespräch heute nach der Schule erzählen. Da erzählt sie mir von diesem Gefühl: "Okay, ich steig' in das Auto, fahre eine halbe Stunde zum Ziel, kann das Denken natürlich nicht ausschalten und denke an etwas, das mich gerade tierisch beschäftigt, komme dann an und parke den Wagen, dann steige ich aus, schaue mich um, realisiere gerade erst richtig, wo ich bin und habe auf einmal keine Ahnung mehr, wie ich eigenlich hierher gekommen bin."

Lest den letzten Absatz nochmal. Ich finde das total drollig, dass ich beim Abschweifen vom Blogthema auf das Blogthema gekommen bin.

Kurz gesagt: Ich als HB bin manchmal gedanklich so sehr in einer Sache drin, dass ich nichts um mich herum wahrnehme. Dass ich das Essen vergesse, das hatten wir schon. Und mich nicht erinnern kann, was ich gerade eben gemacht habe. Gestern Abend konnte ich der großen Buba nicht einmal die ganz einfache Frage beantworten: "Wann hast du zum letzten Mal etwas getrunken?" In diesen Momenten stehe ich da, schaue geradeaus, sage "Ich weiß es nicht." und ZACK es geht nichts mehr.

Alle Gedankenzüge entgleisen, ich bin mit der Situation völlig überfordert. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, ich kann fast keinen klaren Satz rausbringen. Ich bin einfach nur da und alles ist blockiert. Dann bin ich wirklich auf Hilfe angewiesen. Ja, solche Momente kommen vor, selten so extrem, aber ich glaube, alle hochbegabten Menschen haben sowas schonmal erlebt.

Was mir dann hilft, ist direkte Meditation. Schnell einen Gedankenraum erschaffen, in den ich gehen kann. Körper stabil bringen (liegen oder Lotussitz), Augen schließen, im Idealfall habe ich Musik da und klinke mich aus.

Wieder einmal ist die Meditation eine gute Methode, sich selbst zu helfen, auch wenn das lange trainiert werden muss. Ich mache das seit acht Jahren, von Mal zu Mal wird es vollkommener. Bisher noch ohne Guru, ohne Lehrer und ohne Anleitung, erstmal selfmade relaxation. Aber ein Buch zu einer bestimmten Meditationstechnik liegt bereit, das Tonglen, und das werde ich irgendwann mal üben. Die Voraussetzungen dafür sind zur Zeit sehr günstig.

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