Ich habe einen neuen Rekord aufgestellt (ohne eigenes Zutun): Ich war noch nie so lange an einer Schule wie jetzt an der Toni. Bisheriger Rekord waren zwei Jahre jeweils in Husum und St.Peter-Ording - gestern hat mein drittes Dienstjahr an "meiner" Schule begonnen, und auch wenn ich nicht weiß, wie sich die berufliche Situation entwickelt, bin ich sehr froh, endlich die richtige Schule für mich gefunden zu haben. Da will ich bleiben.
Und da passieren auch immer wieder kleinere Überraschungen: Heute sollte ich eine Vertretung in der Fünf C übernehmen. Fünften oder sechsten Jahrgang vertreten, das löst bei mir immer etwas Angst aus, weil ich mich frage, ob wir die Stunde ohne einen Borderline-Schreianfall überleben. Wäre halt nicht das erste Mal.
Und dann war das heute eine ganz großartige liebe Klasse; es war ihre erste Stunde an diesem Schultag, also habe ich mit ihnen die Testung durchgeführt, und das ist vollkommen reibungslos verlaufen. Die Kiddies durften zum ersten Mal selbst die Testmaterialien verteilen, und das haben sie sehr gewissenhaft gemacht - das war schon mal ein guter Start.
Es meldet sich ein kleiner Steppke am Fenster und fragt: "Dr Hilarius? Es gibt an der Schule das Gerücht, dass sie schwul sind. Stimmt das?" Und wieder einmal: Kurzes Ja, oder besser die Auskunft, dass ich mich nicht festlegen möchte, es gibt da so etwas, das nennt sich bi. Und wieder einmal an dieser Schule: Das wird mit mehrheitlichem Kopfnicken hingenommen, weiter im Programm.
Das ist so angenehm: An dieser Schule Kinder und Jugendliche aufwachsen zu sehen, für die die sexuelle Vielfalt etwas völlig Normales ist. Ich habe das nicht oft erlebt, auch nicht in SPO, und erst recht nicht an gewissen Eliteschulen. Da wird das dann einfach "toleriert".
Dass also ausgerechnet in einer fünften Klasse heute so eine tolle Stunde stattgefunden hat, das hat mich doch sehr gefreut.
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