Donnerstag, 19. Juli 2018

Rezensionen


Ich lese nach einem Film gern eine Rezension. Die große Buba macht das nicht, und hat mir das so erklärt, dass sie sich gern ihre eigene Meinung bildet, sei es zu Büchern, Filmen, Spielen, whatever. Und sie mag es nicht, wenn ihre eigene Meinung durch die Rezensionen Anderer verschwimmt. Ich kann das nachvollziehen, aber ich ticke anders.

Beispiel Film. Wenn ich mir einen Film anschauen möchte, den ich noch nicht kenne, versuche ich mit maximaler Naivität heranzugehen. Ich lese keine Inhaltsangabe, ich schaue mir keine Trailer an, ich möchte, dass der Film "pur" wirkt. Das Einzige, was ich mir vorher anschaue, ist die Quote auf rottentomatoes.com - wieviel Prozent der dortigen Kritikerrezensionen sind positiv?

Denn ich möchte "scheinbar" gute Filme schauen, ich möchte herausfinden, was einen guten Film ausmacht. Ich möchte herausfinden, wie manche Filme es schaffen, die Kritiker durch die Bank zu begeistern. Das bedeutet nicht, dass ich mir meine eigene Meinung nicht mehr bilden kann. Allerdings habe ich eine Grundlage, auf der ich meinen Kommentar zu dem Film abgeben kann.

Zum Beispiel der Film The Usual Suspects (1995). Das ist der mit Keyser Soze. Das Publikum scheint den Film zu lieben, er ist sehr populär (wie man dem IMDb-Ranking entnehmen kann). Achtundachtzig Prozent der Rezensionen sind positiv - aber ich habe mir meine eigene Meinung gebildet, ich kann mit dem Film nichts anfangen. Ich finde ihn nicht spannend, ich habe kaum Anreize, ihn zuende zu schauen. Daran ändern auch die Rezensionen nichts.

Was sie allerdings ändern können, ist mein Horizont. Ich lese nur die Rezensionen von Roger Ebert, weil ich da sicher sein kann, dass der Mann wusste, was er tat; den Pulitzerpreis hat er sich verdient. Das heißt nicht, dass ich immer seiner Meinung bin - so fand er Disneys Tron (1982) ganz toll, ich sehe das anders. Ich finde seine Rezensionen aber in jedem Fall bereichernd. Ebert schafft es, mir andere Blickwinkel auf einen Film zu geben, andere Denkimpulse. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich würde ohne das Abgleichen mit der Kritik Angst haben, dass ich zu engstirnig werde. Ich möchte immer andere Sichtweisen kennenlernen. Das nützt mir letztlich auch in der Arbeit als Lehrer, denn ich muss versuchen, Ereignisse aus der Sicht eines Schülers zu betrachten, und ich muss mir alternative Untrerrichtsideen von Kollegen abschauen. Einfach, um flexibel zu bleiben und meinen Horizont zu erweitern.

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