Dienstag, 17. Januar 2017

Die Fotowand


Es war einmal eine weiße Fläche in meiner neuen Wohnung. Toll, denkt sich Dr Hilarius, da kannst du doch ein Pinboard draufpappen, um dort Postkarten aufzuhängen, schön bunt, schön durcheinander. Nach einem halben Jahr hing da eine Karte.

Welch' Überraschung, ich bekomme nicht so viele Postkarten! Hätte ich mir auch gleich denken können. Und warum sollte man sich die Postkarten auch alle anschauen, solche Motive findet man innerhalb von Sekunden im Internet. Warum mache ich nicht etwas Individuelles? Es sollte nicht langweilig sein, ich möchte da gern draufschauen und vor allem auch immer wieder draufschauen und neue Details entdecken. Nehme ich eine Fototapete? Hat doch jeder.

Ich rufe mir ins Bewusstsein, dass diese jetzige Wohnung einen Wendepunkt in meinem Leben markiert: Endlich bin ich im Berufsleben und muss keine Ausbildung mehr absolvieren. Dann markiere ich doch diesen Wendepunkt einfach deutlich! Neun Jahre habe ich in der Kronshagener WG mit Conny und Paul gewohnt, und das war eine irre Zeit, da ist viel passiert - und es sind viele Fotos entstanden.

Ich suche mir also aus den vergangenen zwölf Jahren eine Vielzahl Fotos aus, verkleinere sie auf Visitenkartengröße, laminiere sie und befestige sie mittels Patafix (Lehrers Liebling) an der Wand. Nach und nach entsteht auf diese Weise über Wochen hinweg ein Panoptikum aller schönen und unschönen Momente in meinem Leben. Viele, viele Fotos. Man steht davor und kann immer wieder etwas Neues entdecken.


Und jedes dieser Fotos erzählt seine eigene Geschichte von Liebe, von Freundschaft, vom Studium, vom Sinn des Lebens. Und ich weiß jede einzelne dieser Geschichten noch genau, immer bereit, einem wissbegierigen Besucher Auskunft zu geben.

Die Wand beweist mir, dass ich wirklich gelebt habe. Ich finde das toll und ich werde demnächst neue Bilder hinzufügen - ein "Kunstwerk" dieser Art muss geupdated werden.

post scriptum: Ich sehe, ich muss da mal wieder Staub wischen. Und das Buba-Kuchen-Foto ist dabei, herrlich. Und er ist auch dabei.

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