Freitag, 26. Februar 2016

In Askese leben

Das altgriechische Verb "askein" heißt unter anderem "trainieren, üben", davon wird das Substantiv "áskesis" abgeleitet, "die Übung".

Ich habe diese Phasen ab und an. Ich hab mir vorgenommen, ab morgen wieder asketisch zu leben, naja, zumindest im Bezug aufs Essen. Ich werde nur noch trockenes Brot essen und Wasser trinken. Welche Effekte hat das?

Auf der negativen Seite steht zum Beispiel, dass ich Gästen nichts anbieten kann, weil meine Wohnung bis auf Wasser und Brot von Nahrungsmitteln befreit ist. Außerdem steht da mein Kreislauf, der gern mal ein bisschen schwächelt und in dieser Phase wenig Energie bekommt.

Nun folgt die positive Seite. Die Geschmacksknospen auf der Zunge werden durch den Entzug diverser Leckereien deutlich empfindlicher (der Experte nennt sowas "sensorische Deprivation"). Nach einer Weile wird das Brot wie Ambrosia schmecken, der Götternektar, himmlisch. Das tut meiner von Geschmacksverstärkern verseuchten Zunge mal ganz gut.

Es ist eine Übung in Disziplin, und auch das ist gut, weil ich meine (Körper)beherrschung verbessere. Wenn ich durch den Supermarkt gehe, widerstehe ich all den bunten Verpackungen und den lockenden Bildern. Ich hole mir mein Brot und gehe wieder. Es ist ein tolles Gefühl, sich unter Kontrolle zu haben.

Ich fühle mich leichter, vor allem aber aufrechter. Das ist ein Ding der Psyche. Mir tut das ganz gut, auch wenn es - streng genommen - nicht gesund ist. Es bestätigt mir, dass ich mein eigener Herr bin.

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